Liebe, Glück, Eifersucht und Streit

von Redaktion

Die TV-Serie „Die Fallers“ feiert 30. Geburtstag und stärkt das Heimatgefühl der Zuschauer

Die neue Generation (v.li.): Sebastian (Dominik Stricker), Jenny (Julia Obst), Celine (Ana-Carolina Kleine) und Albert (Alessio Hirschkorn). © Uli Deck/dpa

Es ist eine kleine Szene aus der „Fallers“-Welt: Leni Riedlinger moniert die Stoffe, aus denen sie eine Tracht für eine Hochzeit schneidern soll. Das seien nicht die traditionellen. Die kaufe auch keiner mehr, entgegnet die deutlich jüngere Saskia Bienzle. „Die sind zu warm. Klimawandel und so.“ Nun gebe es halt Baumwolle, das passe perfekt zum Sommer. Darauf Leni Riedlinger: „So kann nur eine schwätze‘, die kei‘ Ahnung hat!“ In der Schwarzwald-Serie „Die Fallers“ treffen Generationen aufeinander, Tradition auf Fortschritt und Wandel – und das seit 30 Jahren. Am 25. September 1994 startete die Serie.

Inzwischen strahlt der SWR alljährlich 40 neue Folgen aus, sonntags um 19.15 Uhr. Nach der (mittlerweile eingestellten) „Lindenstraße“ ist „Die Fallers“ die älteste wöchentliche Serie im deutschen TV. Rund 1,25 Millionen Zuschauer bundesweit schalten im Schnitt ein. Online, wo die Folgen schon vorab zu sehen sind, nähmen die Klickzahlen kontinuierlich zu. An diesem Samstag widmet der Sender dem Jubiläum einen Themenabend mit der Sendung „30 Jahre ,Die Fallers‘ – die Kultserie feiert!“, einem Promi-Check im Anschluss und alten Folgen. Am 15. September ist dann die Sommerpause vorbei.

Die Serie erzählt aus dem Leben einer Schwarzwälder Bauernfamilie. Entsprechend geht es um den Hofladen und um landwirtschaftliches Gerät – aber auch um die Fragen, ob Kammmolche ein Bauprojekt stoppen können und wann ein Witwer sich auf eine neue Liebe einlassen darf. „Ihre Themen sind mitten im Leben und nah bei den Menschen“, sagt SWR-Intendant Kai Gniffke. Geerdete Themen, kann man sagen. Keine komplexen Gangster-Themen, keine Special Effects. Stattdessen werden Eisenbahnfahrten und Drohnenflüge im Handlungsstrang genutzt, um dem Publikum das Schwarzwaldpanorama idyllisch zu präsentieren.

Mit Serienerfolgen bei Streamingdiensten wie Netflix und Prime Video lässt sich das aus Sicht der Hamburger Fernsehwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher schwer vergleichen. Diese hätten eine globale Reichweite und seien durch eine höhere Komplexität der Erzählungen darauf ausgerichtet, dass man sie marathonhaft gucke. „Serien wie die ,Fallers‘ hingegen leben von einfachen Erzählweisen und der rituellen Wirkung des Immergleichen“, so die Professorin. Gerade die Wiederholung von Figuren, Themen und Handlungselementen löse bei Zuschauerinnen und Zuschauern Gefühle von Vertrautheit aus. Für verschiedene Gruppen böten die „Fallers“ ein Identifikationsangebot. Der Lokaleffekt stärke das Heimatgefühl des Publikums in der zunehmend globalen Fernsehwelt, erläutert sie. „Wald, Berge, Bauernhöfe visualisieren die Fernsehidylle, die wiederum als Bühne für Liebe, Glück, Eifersucht und Streit fungiert.“
MARCO KREFTING

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