Bestsellerautorin Rosamunde Pilcher hat sich mit ihren Liebesromanen selbst ein Denkmal gesetzt. Sie starb 2019 nach einem Schlaganfall. © Jens Kalaene/dpa
Was für ein reiches Erbe: Bis heute beglückt Rosamunde Pilcher, die an diesem Sonntag 100 Jahre alt geworden wäre, die Menschen weltweit mit ihren Liebesgeschichten. 30 Romane, unzählige Kurzgeschichten und 172 Verfilmungen basieren auf den Erzählungen der britischen Bestsellerautorin, die 2019 nach einem Schlaganfall im Alter von 94 Jahren starb. Ihr romantischer Nachlass aber lebt weiter. Pilcher-Fans dürfen sich mit „Verliebt in einen Butler“ auf ein neues Cornwall-Abenteuer am 6. Oktober um 20.15 Uhr im ZDF freuen. Zum Geburtstag lohnt sich ein Blick auf das außergewöhnliche Schaffen der Grande Dame der Wohfühlunterhaltung.
Späte Karriere
Als Rosamunde Pilcher berühmt wurde, war sie bereits 60 Jahre alt. „Ich wurde über Nacht erfolgreich, habe allerdings 45 Jahre dafür gebraucht“, erzählte sie später im Interview mit der BBC. Dabei begann sie bereits mit 16 Kurzgeschichten zu schreiben. Ihr kommerzieller Durchbruch aber gelang der Hausfrau und Mutter erst 1987 mit der Familiensaga „Die Muschelsucher“. Ein 800 Seiten starker Roman, der zum weltweiten Bestseller avancierte und in 40 Sprachen übersetzt wurde. „Ich langweile mich ohne Schreiben“, sagte sie einst. „Schreiben ist für mich Genuss, die beste Methode, mich zu entspannen.“
Das Erfolgsrezept
Schöne Menschen, schöne Landschaften und ganz viel Gefühl. Pilchers Heimat Cornwall ist mehr als nur Kulisse in den märchenhaften Geschichten, in denen sie von Liebe, Beziehung und Familie erzählt. Der Süden Englands wurde zum Sinnbild für Romantik. „Wenn ich hier am Meer stehe, geht mir das Herz auf“, sagte die Britin und sorgte zeitlebens dafür, dass Cornwall zum Sehnsuchtsort für viele Reisende wurde. Dafür bedankten sich 2016 der heutige König Charles und seine Frau Camilla, eine treue Pilcher-Leserin, bei ihr persönlich. 2002 erhielt die Produktion den British Tourism Award für die Darstellung der britischen Landschaft.
Die Filme
Dass viele Menschen heute den Namen Pilcher eher im Fernsehen als in der Literatur verorten, liegt an TV-Produzent Michael Smeaton. Der Deutsch-Brite wurde in den Neunzigerjahren auf „Die Muschelsucher“ aufmerksam und besuchte Pilcher in ihrer schottischen Wahlheimat Dundee. Beim Tee zeigte sie sich von der Idee, ihre Bücher zu verfilmen, begeistert. „Stürmische Begegnung“ wurde am 30. Oktober 1993 im ZDF ausgestrahlt. Ein Quotenhit und der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. „Wir hatten auf dem Schirm, dass wir vielleicht zehn weitere Filme machen“, sagt Michael Smeaton. „Aber nicht, dass es über 150 werden.“
Die Stars
Tatsächlich umfasst die Besetzungsliste der beliebten ZDF-Herzkino-Reihe das gesamte Alphabet der deutschen Schauspiel-Elite. Von A wie Robert Atzorn, über B wie Senta Berger, D wie Gaby Dohm, F wie Ulrike Folkerts, H wie Christiane Hörbiger, L wie Leonard Lansink, M wie Axel Milberg, R wie Armin Rohde, U wie Sir Peter Ustinov bis hin zu Z wie Manfred Zapatka. Genau genommen waren alle namhaften Stars mit von der Partie, wenn es darum ging, Pilchers Geschichten in herrlichen Herrenhäusern umgeben von Klippen, weitläufigen Stränden und sattgrünen Landschaften zu erzählen. Die Münchnerin Sophie von Kessel war die erste Hauptdarstellerin, die 1993 mit „Stürmische Begegnung“ debütierte. Ihre Kollegin Lara Joy Körner brachte es mit sieben Rollen auf die bislang meisten Einsätze, dicht gefolgt von ihrer Mutter Diana Körner (sechs Auftritte).
Die Zukunft
Die Geschichten leben also weiter und dürften noch für viele romantische Herzkino-Abende im ZDF und bei Romance-TV (kostenpflichtig) reichen. Dabei ist es Produzent Michael Smeaton wichtig, dass die Filme mit der Zeit gehen. Deshalb gab es auch schon Liebesgeschichten mit homosexuellen Paaren. Geschichten, für die Rosamunde Pilcher durchaus offen war. „Sie war eine sehr progressive und trotz ihres hohen Alters moderne Frau“, erinnert sich Smeaton. Ihre vier Kinder, Enkel und Ur-Enkel hätten dafür gesorgt, dass sie nie ihre Neugier und Offenheit verliert.
Der neueste Film
„Verliebt in einen Butler“ heißt die Romanze, die das ZDF am 6. Oktober ausstrahlen wird. Sie ist der Auftakt zur neuen Herzkino-Saison, in der auch Horst Lichter zu sehen ist. Und darum geht‘s: Anne (Susan Hoecke) kämpft bis zur Erschöpfung, um ihre kleine Obst- und Gemüsefarm in Cornwall am Laufen zu halten, nachdem ihr Mann sie für seine Geliebte verlassen hat. Da kommt John (Ferdinand Seebacher), der Butler von Mollys Schwester Lady Sally, scheinbar genau zur rechten Zeit. Die Adlige leiht ihren Bediensteten für sechs Wochen aus – mit Folgen…
ASTRID KISTNER