Ein gelassener Grandseigneur, der weiß, dass es gut gelaufen ist für ihn: Michael Douglas. © LOIC VENANCE
Michael Douglas ist schon Mitte 40, als er endlich da ist, wo er seit seiner Kindheit hinwill. Er ist mindestens so berühmt wie sein Vater Kirk Douglas., als er 1988 seinen Oscar bekommt und endlich der Weltstar ist, der er sein wollte. Nicht, dass es vorher schlecht gelaufen wäre. Douglas war als Darsteller mit Hits wie „Das China Syndrom“ (1979) oder „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ (1984) gut im Geschäft und als Produzent seit „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) bereits Oscarpreisträger. Aber für den rasend ehrgeizigen Douglas war das nicht gut genug.
Die Leute liebten es, ihn zu hassen
Mit dem Doppelschlag „Wall Street“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“ gelingt ihm das 1987. Beide Filme eröffnen ihm die Chance, eine Nische zu besetzen – die des Kotzbrockens vom Dienst. An sich werden Schauspieler zu Stars, weil das Publikum Sympathie für sie empfindet und mitfiebert mit ihren Kinohelden. Michael Douglas freilich wird zu einem der größten Stars Hollywoods, weil die Leute es lieben, ihn zu hassen. In den Neunzigerjahren wird Douglas mit Erfolgsfilmen wie „Basic Instinct“ (1992), „Falling Down“ (1993) oder „The Game“ (1997) als der populärste Antiheld der Branche gefeiert. Später leistet er sich, sehr sehenswert gegen sein Image anzuspielen und dabei wie etwa in „The Wonderboys“ (2000) zu zeigen, dass er tatsächlich ein wunderbarer, einfühlsamer Schauspieler ist, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt.
Dabei will Michael Douglas ursprünglich gar nicht Schauspieler werden. Er will vor allem Erfolg haben, dem berühmten Vater Kirk zeigen, dass er mindestens so bedeutend wird, und Schauspielerei ist dazu der Mittel zum Zweck. Michael Douglas sieht gut aus, hat Charisma und einen großen Namen – gute Voraussetzungen für eine Karriere im Filmgeschäft. Es dauert lange, bis er eine echte Leidenschaft für diesen Beruf entwickelt. Karl Malden ist sein Partner in der überaus erfolgreichen (und heute noch sehenswert gut gemachten) Fernsehserie „Die Straßen von San Francisco“, die in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre für Aufsehen sorgt. Malden entzündet in dem jungen Douglas die Liebe zur Schauspielerei, der startet nun durch.
Sein rasender Ehrgeiz freilich sorgt für Kollateralschäden in seinem Privatleben. Er kann ein furchtbares Aas sein, wie er später bekennt, und erliegt den Verlockungen des Showgeschäfts. Erst spät, eine ironische Parallele zu seinem Vater Kirk, entdeckt er, dass es mehr im Leben gibt als Ruhm und Macht. Er wird an der Seite seiner zweiten Ehefrau Catherine Zeta-Jones ein hingebungsvoller Familienvater, der sich dem Moloch Hollywood entzieht und auf Mallorca ein vergleichsweise ruhiges Leben führt. Gleichzeitig beweist er Selbstironie in der Rollenwahl und entzieht sich dadurch der Gefahr, zum Klischee zu werden.
Er bleibt also eine gern gebuchte und teure Fachkraft, bis ins fortgeschrittene Alter, das ihm übrigens hervorragend steht – auch hier hat er das Glück, ganz nach seinem Vater zu kommen. Mit dem (und seinem Sohn Cameron) dreht er 2003 den etwas vergessenen, aber sehr sehenswerten „Es bleibt in der Familie“, in dem die Grenzen zwischen den inszenierten und echten Konflikten zwischen Vätern, Söhnen und Enkeln zur Unkenntlichkeit verwischen.
Heute ist der Star tiefenentspannt
Alkoholsucht, Krebs und seinen Ehrgeiz hat Michael Douglas erfolgreich bekämpft und ist heute eine Art tiefenentspannter Elder Statesman der Traumfabrik, der immer noch in großen Produktionen auftaucht, ohne sich peinlich aufzudrängen wie manche seiner Kollegen aus der gleichen Alterskohorte. Und der mit großer Freude mitwirkt in gegen den Strich gebürsteten Werken, die dem Geist der Gegenkultur und des Widerstands gegen Konventionen verpflichtet sind. „King of California“ (2007) oder „Liberace“ (2013) sind schöne Beispiele dafür und lohnen einen Blick.
Heute wird Michael Douglas, Sohn einer Legende und Held aus eigenem Recht 80 Jahre alt, auch wenn er noch immer deutlich jünger wirkt. Der Mann, der sich als Schauspielschüler vor lauter Bühnenfieber zwischen seinen Szenen hinter dem Vorhang übergeben musste, ist mittlerweile ein gelassener Grandseigneur, der weiß, dass es gut gelaufen ist für ihn. Ein paar gute Jahre sind noch drin, wenn er nach seinem Vater kommt, dem er so verblüffend ähnlich sieht.
ZORAN GOJIC