Manfred Krug als Jurist mit Herz und Schnauze – die Serie „Liebling Kreuzberg“ rund um die Fälle des Berliner Rechtsanwalts Robert Liebling ist ein Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der letzten Folge wagt sich die ARD morgen an eine Fortsetzung in Form eines Neunzigminüters. In „Kanzlei Liebling Kreuzberg“, steigt Lieblings Enkelin Lisa (Luise von Finckh, 30) in die Anwaltspraxis ihres verstorbenen Opas ein, um wie er den kleinen Leuten zu ihrem Recht zu verhelfen. Ein bekanntes Gesicht aus der Originalserie, die von 1986 bis 1998 lief, ist wieder mit von der Partie – Roswitha Schreiner (59) als Lieblings Tochter Sarah.
Fast 40 Jahre nach dem Start der Kultserie „Liebling Kreuzberg“ gibt es jetzt eine Neuauflage in Form eines Neunzigminüters. Was haben Sie gedacht, als Sie davon gehört haben?
Ich dachte: Wie toll ist das denn? Ich habe diese Rolle über alles geliebt und keine Sekunde gezögert, bei der Fortsetzung mitzumachen. „Liebling Kreuzberg“ hat ja meine ganze Karriere bestimmt, damals habe ich mich als Tochter der Nation in die Herzen vieler Zuschauer gespielt. Und als Sarah Liebling bin ich im neuen Film noch genauso chaotisch wie früher. (Lacht.)
Die Zeiten haben sich enorm geändert, seit die Serie damals startete und das Berlin der Jahre vor und nach der Wende einfing. Lässt sich daran heute überhaupt noch anknüpfen?
Ich finde schon. Wir haben ja 1985 angefangen zu drehen, zu diesem Zeitpunkt hatte sich in der DDR schon ein Zerbröseln abgezeichnet, und die großartigen Drehbücher von Jurek Becker haben damals eine Aufbruchsstimmung transportiert. Ich finde, das tut der neue Film auch. Er spiegelt die Themen wider, die die junge Generation beschäftigen.
Glauben Sie, dass die Fortsetzung, die sich ja auch um aktuelle Themen wie Feminismus und Homophobie dreht, Manfred Krug gefallen hätte?
Ja, ich glaube schon. In unserem Film steigt Lieblings Enkelin Lisa, also Sarahs Tochter, in die Kanzlei ein, und sie ist genau wie ihr Großvater. Lisa trägt seine Ideale weiter – sie will unkonventionelle Fälle, sie will nicht nur nach dem Geld schielen, und sie kämpft Sachen durch, die vorher aussichtslos schienen. Deshalb denke ich, das würde Manfred gefallen.
In einigen Szenen des Films ist die Stimme von Manfred Krug als Robert Liebling zu hören. Sind das eigentlich echte Audioaufnahmen von damals oder wurde die Stimme etwa mithilfe von KI imitiert?
Das ist seine echte Stimme, soviel ich weiß. Ich finde das ja auch eine tolle Idee, um den Bogen zur damaligen Zeit zu schlagen und die Figur Robert Liebling so gut es geht lebendig werden zu lassen.
Wie war Manfred Krug bei den Dreharbeiten?
Meine Rolle war damals ja nicht sehr groß, aber prägnant. Manfred war immer derjenige, der an bestimmten Punkten gesagt hat: „Jetzt beendet ihr die Szene mal mit der Kleinen im Bild, mich sehen die Leute ja oft genug.“ Aber das hat er nicht nur bei mir so gemacht, auch bei vielen anderen Kollegen hat Manfred darauf geachtet, dass die nicht zu kurz kommen, sondern möglichst lange im Bild sind – er hat sich dann immer so gedreht und gewendet, dass er die anderen nicht verdeckt. In der Pause kam er oft zu mir und hat mir ein paar Tricks verraten, wie man Zuschauer in Bann hält. Ich habe von ihm wahnsinnig viel gelernt. Es ist so traurig, dass er nicht mehr da ist.
Was war mit dem Wackelpudding, den Serienanwalt Robert Liebling immer gelöffelt hat?
Den Pudding hat Manfred wirklich gegessen! Jurek Becker und er waren ja dick befreundet, und Jurek hat ihm diese ganzen schönen Details auf den Leib geschrieben. Er wollte den großen Manfred, der ja ein Unikum war, wirklich einfangen. Deshalb war er in der Rolle auch so authentisch, nichts war gekünstelt.
Sehen Sie sich die alten Folgen manchmal noch an?
Klar, ich will meinen Kindern das jetzt auch bald mal zeigen. Ich habe natürlich die DVDs und ich schaue immer mal wieder gerne rein, weil Jurek Becker das ja alles so toll geschrieben hat und jede Figur ihren eigenen Duktus hatte, das war sehr gelungen.
Haben Sie Souvenirs von den Dreharbeiten?
Ich habe Briefe von Manfred. Er war da noch ganz alte Schule, wenn er einem etwas zu sagen hatte, vielleicht weil ihm etwas besonders gefallen hat, dann hat er sich hingesetzt und mir einen Brief geschrieben. Wir haben schon gut zusammengepasst.
Sie haben früher viel gedreht, aber zuletzt weniger. Wie geht es für Sie mit der Schauspielerei weiter?
Ich liebe meinen Beruf, und jetzt, wo die „Kanzlei Liebling Kreuzberg“ dafür gesorgt hat, dass meine alte Leidenschaft wieder erwacht ist, hoffe ich, dass ich wieder neue Angebote bekomme.