Trennung mit Tränen

von Redaktion

Schauspieler Fabian Hinrichs über den „Tatort“-Abschied von Dagmar Manzel

So sehen Freunde aus: Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs waren vor und hinter der Kamera ein starkes Team. © Luis Zeno Kuhn

Der Großvater Polizist, der Vater und Bruder ebenso. Da passt es ja, dass Schauspieler Fabian Hinrichs seit neun Jahren als Kommissar Felix Voss im fränkischen „Tatort“ ermittelt und die Familientradition zumindest im Fernsehen fortsetzt. An seiner Seite: die wunderbare Dagmar Manzel (66), die sich an diesem Sonntag mit der Episode „Trotzdem“ in den Krimi-Ruhestand verabschiedet. Mit etwas Wehmut blickt Hinrichs zurück – auf „die tolle Zeit“ mit der Kollegin. Warum er sich dennoch aufs Weitermachen in der ARD-Krimireihe freut, verrät der 50-jährige Familienvater im Gespräch mit unserer Zeitung.

Es ist die letzte „Tatort“-Folge mit Dagmar Manzel als Kommissarin Paula Ringelhahn. Felix Voss, den Sie spielen, weint zum Abschied. War das gespielt – oder waren es echte Tränen zum Abschied der Kollegin?

Das ist eine ganz komplizierte Frage, die Sie da stellen. Weil: Was ist schon echt und was ist gespielt? Bei Abschieden bin ich grundsätzlich Dialektiker. Natürlich ist so ein Abschied traurig, weil er einen an die Endlichkeit von allem erinnert. Dinge gehen vorbei, so wie irgendwann auch die Sonne erlischt. Und andererseits ist ein Abschied bei mir auch verbunden mit einem Gefühl von Fröhlichsein, denn es kommt ja immer was Neues – bis dann irgendwann nichts mehr kommt. Ich finde, dass Veränderung per se nichts Schlechtes ist, sondern zum Leben gehört.

Am Ende sagt Felix Voss zu seiner Kollegin Paula Ringelhahn: „Wenn ich was über den Beruf gelernt habe, dann von dir.“ Was haben Sie von Dagmar Manzel gelernt in den zehn gemeinsamen „Tatort“-Jahren?

Ich würde sagen, wir haben voneinander gelernt. Was genau, ist schwer zu benennen, man lernt ja ständig von den Menschen um einen herum. Bei Dagmar und mir war es vielleicht, unsere Unterschiedlichkeit, die ja auch in den Rollen sichtbar war, zu mögen. Eine Differenz auch zu lassen, den anderen so zu lassen, wie er ist.

Wobei es bei aller Differenz immer so innig wirkte zwischen Ihnen beiden. Oder geht man nach dem Drehtag nach Hause – „Tschüss, auf Wiedersehen“?

Beides, wir haben uns sehr gut verstanden, sind dann aber nach Hause gegangen – und „Tschüss, auf Wiedersehen“. Es sind ja sehr lange Arbeitstage beim Film. In allen Bereichen der Gesellschaft ist der Effizienzgedanke bestimmend. Früher war es der Takt der Uhr, jetzt ist es vielleicht eher die Synchronisierung der ganzen Welt. Das bestimmt auch die Dreharbeiten. Das heißt, man hat 12- bis 13-Stunden-Tage, danach brauche ich dann einfach Ruhe. Für mich wäre das furchtbar, mich danach noch mit irgendjemandem zu treffen. Aber während der Arbeit haben Dagmar und ich uns sehr gut verstanden.

Am Schluss des letzten gemeinsamen „Tatort“ geht es auch darum, wie sich die Ermittler einst erstmals begegnet sind. Wie waren Ihre persönlichen Erwartungen damals, vor zehn Jahren, als das neue Projekt „Tatort“ aus Franken für Sie startete?

Ich bin jemand, der ganz nach seinen Gefühlen geht. Ich versuche, die Welt und Menschen erst einmal nur wahrzunehmen, ohne irgendwelche Erwartungen. Ich bin im Grunde ein unheimlich naiver Mensch. Für mich ist Naivität etwas Schönes, etwas Ursprüngliches im Wortsinne. Naivität hat auch mit Neugierde zu tun.

Wie geht es nun ohne Paula Ringelhahn weiter mit dem fränkischen „Tatort“?

Das ist noch im Prozess. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Felix erst einmal allein weitermacht. Mir ist wichtig, dass man nicht langweilig ein Format erfüllt. Natürlich wäre aber auch ein Franke oder eine Fränkin toll. Aber nicht als Dogma aus Stahlbeton, sondern es geht letztendlich um den Menschen und das Talent und darum, welche Geschichten man künftig erzählen möchte. Vielleicht folgt auch ein zweiter männlicher Ermittler oder Felix Voss bekommt gar keinen neuen Kollegen, sondern ist im Austausch mit einem Kneipenwirt. Okay, das glaube ich eher nicht, aber wir werden sehen.

Was würden Sie Felix noch mal wünschen? Was richtig Verrücktes?

Ach, er macht doch schon ganz viele verrückte Sachen. Ich finde, er ist fast die verrückteste Ermittlergestalt in Deutschland.

Echt? Inwiefern?

Er ist doch die eigenste Figur der „Tatort“-Reihe meiner Meinung nach. Das ist ja im Wortsinne verrückt: von den normalen, herkömmlichen Ermittlerfiguren entrückt. Das Träumerische, das Philosophische an ihm mag ich. Er hat ja auch schon große emotionale Ausschläge gehabt, das wünsche ich ihm noch mehr. Entweder rasant und extrem oder sentimental-melancholisch.

Das Gespräch führte Katja Kraft.

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