Hier sind die Helden farbig und queer

von Redaktion

Der ARD-Achtteiler „Schwarze Früchte“ überzeugt durch Authentizität und Lässigkeit

Ungebetener Gast: Lalo (Lamin Leroy Gibba, hinten) sucht Karla (Melodie Simina) an ihrem Arbeitsplatz auf. © M. Souaga/Degeto

Schrieb auch am Drehbuch mit: Lamin Leroy Gibba spielt die Hauptrolle in der achtteiligen Serie „Schwarze Früchte“, die ab heute in der ARD-Mediathek zu sehen ist. © Jens Kalaene/dpa

Es gibt sie noch – mutige Serienprojekte, die aus dem Einerlei herausragen. Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches ist von heute an in der ARD Mediathek und linear ab 23 Uhr auf One zu erleben. Der Achtteiler „Schwarze Früchte“ der Regisseure Elisha Smith-Leverock und David Uzochukwu folgt dem Hamburger Lalo (Lamin Leroy Gibba) auf seinem Weg durch die Großstadt auf der Suche nach Liebe, einer Berufung und einem Lebenssinn. Ungewöhnlich daran ist, dass sich Lalo in einem Umfeld bewegt, das überwiegend von farbigen und queeren Menschen geprägt ist.

Dass diese Geschichten mit großer Authentizität und großer Lässigkeit erzählt werden, liegt auch daran, dass Hauptdarsteller Lamin Leroy Gibba hier zugleich auch Chefautor und Mitproduzent ist. „Ich habe zuerst über Figuren nachgedacht und gleichzeitig über eine Art von Tonalität, die ich mir für die Welt der Serie vorstelle“, sagt Gibba: „Es gab auch schon ein paar genaue Szenen, Momente und Bilder, die ich im Kopf hatte. Damit habe ich dann die erste Entwicklung gestartet.“ Die Verantwortlichen der ARD trauten dem jungen Mann sofort zu, das Projekt zu stemmen und gaben ihm viel Freiraum.

Mit seinen gerade mal 30 Jahren hat Lamin Leroy Gibba bereits eine ungewöhnliche Karriere hingelegt – erste Schauspielversuche im Kindertheater, später Jugendclub am Deutschen Schauspielhaus, schließlich Studium in New York, erste Kurzfilme, erster Langfilm, erste Serie. „Ich hatte viele Ideen für bestimmte Rollen, die ich spielen will. Irgendwann dachte ich: Warum schreibe ich sie nicht einfach selbst?“

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Beziehung von Lalo und Tobias, die in eine Krise gerät. Und so landet Lalo bei seiner Freundin Karla (Melodie Simina) auf dem Sofa, die sich in einem Finanzunternehmen mit eiserner Disziplin nach oben kämpft – aber an Rassismus- und Sexismuserfahrungen zunehmend verzweifelt. Lalo will sich als Künstler versuchen. Der Galerist Bijan (Benjamin Radjaipour) unterstützt ihn. Bei Joshua (Daniel Hernandez) sucht er eine neue Liebe.

Es steckt viel vom Hauptdarsteller in der Erzählung. „Die Serie ist nicht autobiografisch, aber sehr persönlich“, erläutert Gibba. Sie behandele Fragen die ihn seit Langem beschäftigten. In jeder Figur stecke sozusagen ein Teil von ihm.

Auffallend sind die sehr authentischen, realistischen, fast improvisiert wirkenden Dialoge. „Mir war es voll wichtig, dass sich die Dialoge so anhören, wie Leute tatsächlich sprechen. Alle haben ihren eigenen Duktus. Da spielt natürlich immer mit hinein, wie zum Beispiel die kulturelle Prägung einer Figur ist, wie viel Geld und welche persönlichen Vorbilder sie hat“, erläutert Lamin Leroy Gibba. „Ich war interessiert an komplexen Beziehungen, die man nicht eindeutig als ,gut‘ oder ,schlecht‘ beschreiben kann.“

Nicht immer und in jeder Situation ist Lalo Sympathieträger. „Die Figuren sind mit schwierigen Situationen konfrontiert“, sagt Gibba. „Letztlich sind es Geschichten, die dafür sorgen sollen, dass sich Zuschauerinnen und Zuschauer darin selbst wiedererkennen und über ihr eigenes Leben nachdenken.“
ODA BAUM

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