Christiane Paul in der Rolle der Juliana Ericksen – sie spielt die Visionärin dieser wahr gewordenen Utopie. © T. Schult/ZDF
Nach einem furchtbaren Amoklauf mit vielen Toten vor zwanzig Jahren gründen die Einwohner einer schwedischen Stadt die Siedlung „Concordia“. Eine Künstliche Intelligenz überwacht in diesem Mikrokosmos sämtliche Lebensbereiche. So können alle Menschen in Sicherheit leben. Kriminalität oder Gewalt gibt es nicht mehr. Alle Bewohner, aber auch deren Daten sollen geschützt sein. Bis eines Morgens ein Toter gefunden wird und die bis dahin so heile Welt Risse bekommt. Die vielfach preisgekrönte Schauspielerin Christiane Paul (50) ist an diesem Sonntag um 22.15 Uhr in der neuen ZDF-Science-Fiction-Serie „Concordia“ in der Rolle der Juliana Ericksen zu sehen, der Initiatorin dieser wahr gewordenen Utopie. Die Reihe feierte auf dem Münchner Filmfest Premiere.
Nach welchen Kriterien wählen Sie eine Rolle aus?
Darauf ist nicht leicht zu antworten. Grundsätzlich entscheide ich schon in Absprache mit meinem Management. Aber es ist natürlich immer auch der eigene Geschmack, der einen dabei leitet. Was man selber interessant findet. Was man wissen möchte. Was man geben und was man zeigen möchte. Ich fand, diese Juliana Ericksen ist eine wirklich spannende Figur und das ganze Projekt klang megainteressant. Zumal Frank Doelger die Serie produziert hat, der bei „Game of Thrones“ und „Der Schwarm“ Executive Producer war. Mit ihm arbeiten zu können, fand ich toll und habe deshalb auch zugesagt.
Was für ein Mensch ist diese Juliana Ihrer Meinung nach?
In jedem Fall ist sie eine Visionärin, die nach einer neuen Form sucht, wie man ein Leben führen kann, in das man unter anderem Künstliche Intelligenz sinnvoll einbindet. Letztlich wirft „Concordia“ doch aber die großen Fragen unserer Zeit auf: Wie wollen wir als Gesellschaft in Zukunft leben? Wie wollen wir mit Technologien umgehen, die uns vielleicht auch Angst machen? Und vor allem: Wie weit können wir unsere moralischen Werte ausloten, um das zu erreichen, was wir erreichen wollen? Das ist spannend.
Es ist beim Zusehen ein wenig wie beim Zwiebelschälen: Mit jeder Episode offenbaren sich neue Twists und Charakterzüge bei allen Figuren.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es eine solche Figur wie die der Juliana nicht so oft gibt. Das ist eine ambivalente, starke Führungsperson, die kein Biest ist, kein Monster, sondern eine ambitionierte, kluge Frau, die eine Idee hat, die sie durchsetzt. Das fand ich besonders und auch spannend zu spielen.
Das ZDF liefert mit „Concordia“ nach „Der Schwarm“ die nächste internationale Großproduktion. Wie funktionierte das mit den Kollegen aus den unterschiedlichsten Nationen vor und hinter der Kamera?
Wir haben alles auf Englisch gedreht und größtenteils in Rom. Die Dreharbeiten dauerten von Ende August bis Mitte November, das ist schon eine lange Zeit. Daher war es umso schöner, dass wir uns als kunterbunte Mischung alle sehr gut verstanden und uns auch viel ausgetauscht haben. Wir haben uns beim Drehen gegenseitig unterstützt, dem anderen beim Spiel wirklich zugehört. Das war ein echtes Geschenk. Ruth Bradley, die den Part der Thea Ryan spielt, hatte dazu eine Theorie: Sie sagte, dass die unterschiedlichen Nationalitäten auch unterschiedliche schauspielerische Herangehensweisen mit sich bringen und dadurch auch das Spiel kulturell anders ist. Das ist mir vorher gar nicht in den Sinn gekommen.
Die Einwohner von „Concordia“ kommen zwar aus allen Ländern der Erde, doch ihre Kleidung und ihre Häuser sehen sehr gleich aus…
Ich glaube, es ging vor allem darum, zwei deutlich unterscheidbare Welten zu zeigen. Die Welt der sogenannten Faceless, der Hacker. Und die Welt von Concordia. Um Gleichmachung ging es aus meiner Sicht gar nicht. Aber natürlich ergeben sich Ähnlichkeiten im Erscheinungsbild, wenn man Regeln setzt für Nachhaltigkeit, nachhaltiges Wohnen, Kleidung usw. Man wollte eine eigene Welt kreieren. Das Totalitäre, Uniformierte autoritärer Systeme ist nicht gemeint. Sondern die Chancengleichheit für alle, mit Krankenversicherung und gleicher Chance auf Bildung und Wohnraum. Das ist doch wirklich eine rundum positive Utopie.