Die Fronten sind verhärtet – allerdings will die Polizei die Klima-Aktivisten im „Tatort“ nur schützen. © NDR
Die beiden Kommissare Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) ermitteln noch zweimal gemeinsam. © NDR
Als am Strand die Leiche einer jungen Klima-Aktivistin angeschwemmt wird, steht Klaus Borowski vor etlichen Hürden. Viele Spuren gibt es nicht, keine Zeugen – und dazu sind die engagierten Mitstreiter des Opfers alles andere als gut auf die Polizei zu sprechen. Im vorvorletzten ARD-„Tatort: Borowski und das ewige Meer“ wird Axel Milberg als Kieler Kommissar an diesem Sonntag um 20.15 Uhr gleich mehrfach von Problemen der Gegenwart herausgefordert.
Zunächst sieht die Suche nach dem Mörder der jungen Klara gar nicht so aussichtslos aus. Borowski und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) nehmen schnell Klaras Freund Benno (Jonathan Berlin) ins Visier, den die Aktivistin vor ihrem Tod wegen Körperverletzung angezeigt hatte. Im Verhör gerät er in Erklärungsnot. Dass er sie geschlagen und belästigt hatte, gibt er sogar zu – angeblich aus Eifersucht, weil Klara auffällig oft mit einer anderen Frau telefonierte.
Wenig später wird dann eine zweite Leiche angeschwemmt, dann auch eine dritte. Alle sind engagierte Klima-Aktivisten, kannten sich untereinander und ließen noch dazu vor ihrem Tod ihre Handys auf einem Recyclinghof zurück. Für deren Ableben hat Klaras Freund kein Motiv.
Die Kieler Klimagruppe trauert um ihre Mitglieder, doch Vertrauen in die Ermittler kommt bei ihnen nicht auf. Schließlich erfüllt Borowski als sogenannter Boomer, der nichts gegen den Klimawandel unternommen habe, sowie als Polizist gleich zwei Feindbilder auf einmal.
Auch der technologische Fortschritt lässt Borowski wie so häufig nicht los. Das wird deutlich, als viele Fäden bei Zenaida (Milena Tscharntke) zusammenlaufen, die in den Sozialen Netzwerken mit Videos über die Klimakrise viele Fans hat. Mit den drei Toten war sie wohl eng befreundet. Natürlich würden Borowski und Sahin die Influencerin gerne ins Verhör nehmen. Doch die Suche nach ihr erweist sich als schwierig, denn persönlich haben alle ihre Weggefährten sie nie kennengelernt.
Richtig Fahrt nimmt die „Tatort“-Folge erst auf, als Borowski plötzlich der Durchbruch bei den Ermittlungen gelingt. Ohne zu viel zu verraten: Den Mörder festzunehmen und zur Rechenschaft zu ziehen, ist in diesem Fall deutlich schwieriger als gewohnt.
„Wir wollten einen absolut übermächtigen Gegner für das Ermittler-Team“, sagt Rudi Gaul, der gemeinsam mit Katharina Adler das Drehbuch schrieb. Wie realistisch der Fall dann noch ist, dürfte in den heimischen Wohnzimmern Diskussionen auslösen.
NIKLAS GRAEBER