Wer ist schlauer – Mensch oder Maschine? Der Kieler Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) beim verbalen Schlagabtausch mit KI Zenaida (Milena Tscharntke). © NDR
Eigentlich eine gute Idee, die „Tatort“-Bühne zu nutzen, um vor einem Millionenpublikum nicht das übliche Mord-und-Todschlag-Stück zu spielen. Stattdessen gibt’s im neuen ARD-Krimi aus Kiel eine Hauptrolle für den beängstigenden Klimawandel und seine Auswirkungen. „Borowski und das ewige Meer“ stützt sich auf ein (über-)ambitioniertes Drehbuch, das viel Botschaft, aber wenig Logik hat.
Drei junge Klimaschützer haben ihrem Leben in der Ostsee ein Ende gesetzt. Was sie eint, ist der Frust über eine ignorante Umweltpolitik, die Freundschaft mit der engagierten Öko-Influencerin Zenaida (Milena Tscharntke) und K.O.-Tropfen im Blut. Mord, Suizid oder ein Unfall? In seinem drittletzten Fall versucht Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg), Licht in die höchst nebulösen Umstände zu bringen. Mit Käsesemmeln und viel Verständnis gewinnt er das Vertrauen der „Letzten Generation“ und sucht mit den Aktivisten am Strand nicht nur nach Müll, sondern auch nach fehlenden Puzzleteilen für seinen Fall.
Der Kommissar als väterlicher Boomer
Borowski, der Brückenbauer – eine Rolle, in der ihn die Autoren Katharina Adler und Rudi Gaul gern sehen. Und so findet der milde, väterliche Boomer einen Draht zur zornigen Umweltschützerin Leonie (Johanna Götting), die mit 18 zwar schon sechs Semester Meeresbiologie und Philosophie studiert hat, aber nicht merkt, dass sie sich von einer Künstlichen Intelligenz manipulieren lässt. Spätestens da merkt man, das hier zugunsten der Spannung einiges passend gemacht wurde, was nicht richtig passt.
Aus dem Umweltkrimi wird unter der Regie von Katharina Bischof – sie drehte zuvor unter anderem den Münchner Fall mit dem Titel „Hackl“ – schließlich ein „Tatort“-tauglicher Tech-Thriller. Bei dem hat erstaunlicherweise nicht die digital versierte junge Generation den Durchblick, sondern der gereifte Ermittler und seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik). „Borowski und das ewige Meer“ schafft es sicher nicht ins „Best of“ der Kieler Reihe, dafür darf sich Axel Milberg für den Rest seines Lebens als Kommissar rühmen, der eine KI kaputtgequatscht hat.
ASTRID KISTNER