Ein krasser Fall zum Jubiläum

von Redaktion

Zum 20. Mal spielt Christian Kohlund im „Zürich-Krimi“ der ARD den Anwalt Thomas Borchert

Gutes Team: Tomas Borchert (Christian Kohlund) und seine Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink).

Vergeblicher Rettungsversuch eines Kommilitonen: Student Jonas Weyer (Tilmann Eckard) ist tot. Thomas Borchert nimmt sich des mysteriösen Falles an. © Sava Hlavacek/Degeto, Georg Wendt

Lebensblues heißt die musikalische Lesung, mit der Christian Kohlund derzeit in Deutschland unterwegs ist. Dabei hat der Schauspieler, den die Zuschauer aus der „Schwarzwaldklinik“, als „Traumhotel“-Direktor Markus Winter, von zahlreichen Theaterbühnen und vor allem aus dem „Zürich Krimi“ im Ersten kennen, privat keineswegs den Blues. 74 ist er im August geworden. Und immer noch gilt für den gut gealterten Spross einer Schweizer Künstlerfamilie: Ich will nur spielen! Umso schöner, dass er das Jubiläum des „Zürich Krimis“ an diesem Donnerstag um 20.15 Uhr gleich mit einer Doppelfolge feiern darf (Teil 2 kommt am 12. Dezember oder ist sofort in der ARD-Mediathek verfügbar).

„Borchert und die Stadt in Angst“ heißt der 20. Fall des Schweizer Advokaten Thomas Borchert, der mit seiner Chefin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) ein besonders kniffliges Puzzle zu lösen hat. Eine rätselhafte Mordserie hält die Stadt in Atem. Scheinbar wahllos mordet ein Serientäter. Den Zusammenhang zwischen den Opfern soll modernste KI herstellen. Doch dem High-Tech-Programm fehlt die Intuition, mit der ein Typ wie Borchert seine Fälle löst. Mann gegen Maschine? Kohlund sieht‘s differenzierter. „Ich bin nie stehen geblieben und interessiere mich für jede neue Technologie. Solche Innovationen haben eine ganz große Qualität, wenn sie mit Vernunft benutzt werden“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wenn die Technologie allerdings anfängt, uns zu benutzen, wird es brandgefährlich.“ Zu unruhig seien die Zeiten, in denen wir leben. „Wir haben auf dieser Welt eine enorme kriminelle Energie, die dem Staat und der Gesetzgebung immer einen Schritt voraus ist. Und die Gefahr, dass Künstliche Intelligenz missbraucht wird, ist natürlich riesig.“

Borchert lässt sich von der Technik nicht beeindrucken und macht im aktuellen Fall das, was er am besten kann: um die Ecke denken. Auf mehreren Zeitebenen erzählt Regisseur Roland Suso Richter die Geschichte eines tragischen Unfalls und seiner weitreichenden Folgen. Das Buch zum Jubiläumsfall hat Wolf Jakoby geschrieben. Und Borchert führt die losen Enden mit souveräner Sicherheit zusammen. „Ich mag diesen Charakter sehr“, sagt Kohlund, der mit dem „Anwalt ohne Lizenz“ eine wunderbare Altersrolle gefunden hat. „In diese Figur wurde viel Zeit investiert und ich habe das Glück, mit einem tollen Team arbeiten zu dürfen. In den vergangenen Jahren ist nie ein lautes oder respektloses Wort gefallen. Das ist ein Geschenk. Und man darf nicht vergessen: So viele großartige Rollen gibt es auch für ältere Herren nicht.“

Christian Kohlund und der „Zürich-Krimi“ – das ist seit acht Jahren eine Erfolgsgeschichte. Über fünf Millionen Zuschauer schalten im Durchschnitt am Donnerstagabend ein, wenn der Züricher Anwalt der Polizei auf die Sprünge hilft. Das Feedback, das der Schauspieler bei seinen Lesereisen bekommt, spricht für sich. „Die Leute mögen Borchert, und das macht mich dankbar. Viele sagen, dass es ihnen guttut, dass unsere Fälle nicht die Härte und Brutalität wie andere Krimis haben.“ Gleichzeitig seien die Geschichten nah an den Personen. „Das hilft mir authentisch zu sein.“ Und das sei ja schließlich auch sein Job: Eine Figur zu spielen, die man ihm glaube.

Eine Rolle, die ihm auch mit Mitte 70 noch richtig Spaß macht – auch wenn die Drehtage lang und die Bedingungen nicht immer die besten sind. „Ich habe alle Höhen und Tiefen in diesem Beruf erlebt und wusste immer, wie unendlich schwer er auch sein kann. Vielleicht rührt daher die Liebe und Dankbarkeit, wenn ich dabei sein und spielen darf.“ In seinem Bühnenprogramm „Lebensblues“ lese er auch einen Text von Stefan Zweig, in dem es heißt: Aber auch der Schatten ist ein Kind des Lichts. „Das ist meine Motivation. Immer weiterzumarschieren und an die Dinge zu glauben, die einem wichtig sind.“
ASTRID KISTNER

Sendetermine:

Das Erste zeigt „Der Zürich-Krimi: Borchert und die Stadt in Angst“ an diesem und am kommenden Donnerstag, jeweils um 20.15 Uhr sowie in der ARD-Mediathek.

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