Ein Serienmörder, alte Ost-West-Seilschaften und innere Dämonen – mit der Eventreihe „Die Toten von Marnow“ landete die ARD 2021 einen echten Fernsehhit. Knapp sechs Millionen Zuschauer folgten den Schweriner Ermittlern Frank Elling (Sascha Geršak) und Lona Mendt (Petra Schmidt-Schaller) durch sechs hoch spannende Episoden. Jetzt meldet sich das Polizistenpaar zurück. Der neue Fall spielt im Winter, und die gute Nachricht: Für „Finsteres Herz – Die Toten von Marnow 2“ muss man die Vorgeschichte nicht kennen. Das Erste zeigt die neue Staffel an diesem Samstag (vier Folgen) und am kommenden Mittwoch (zwei Folgen). In der ARD-Mediathek ist die Reihe ab sofort komplett abrufbar. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Hauptdarsteller Sascha Geršak, was er von der Fortsetzung hält, und warum alle beim Dreh leiden mussten.
Mit „Die Toten von Marnow 2“ wird eine Erfolgsgeschichte fortgeschrieben, für die es 2021 den Deutschen Fernsehpreis gab. Hat das den Druck beim Drehen erhöht?
Mit so einer zweiten Staffel ist es schon ein bisschen wie im Rock ‘n’ Roll mit dem verfluchten zweiten Album: Man möchte nicht, dass es abschmiert. Aber es ist gar nicht so der Druck von außen, sondern viel mehr der Anspruch, den man selbst hat. Meine Kollegin Petra Schmidt-Schaller hat das im Vorfeld klug beschrieben: Wir wollen keinen zweiten Aufguss, bei dem nur die Toten ausgetauscht werden, sondern etwas komplett Neues, Eigenständiges.
Kommissar Frank Elling stand im Fokus der ersten Staffel, in der er nicht gerade wenig Mist gebaut hat. Trotzdem – und in den neuen Episoden noch mehr – möchte man unbedingt mit ihm befreundet sein. Haben Sie eine Idee, warum?
Ich glaube, weil Frank Elling Schwächen hat, die man von sich selbst, vom Partner, von Freundinnen oder Freunden kennt. Er ist sehr menschlich, sehr echt und im Kern ein ziemlich guter Kerl. Seine größten Stärken sind Loyalität und eine ganz große Liebe. Die zeigt sich auch in der tiefen Liebesbeziehung zu seiner Partnerin Lona Mendt. Nicht auf erotischer Ebene, aber auf freundschaftlicher. Ich glaub, so einen wie Frank möchte jeder an seiner Seite haben.
Ist zwischen Petra Schmidt-Schaller und Ihnen auch privat eine Freundschaft entstanden?
Ja, total. Ich kenne Petra seit zehn Jahren, als sie noch an der Seite von Wotan Wilke Möhring im „Tatort“ war und ich eine Gastrolle hatte. 2019 sind wir uns dann bei „Die Toten von Marnow“ richtig begegnet. Und wenn man mal 100 gemeinsame Drehtage hatte, dann kennt man sich und sollte sich zumindest mögen. Im Fall von Petra fällt das ganz leicht. Sie ist ein wundervolles Wesen, ein ganz toller Mensch. Wenn man mit so jemandem arbeiten darf, ist die Hälfte schon gemacht.
Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Andreas Herzog haben für die Fortsetzung einen klugen Kniff gewählt – sie lassen zwei Paare parallel ermitteln.
Ganz ehrlich? Am Anfang dachte ich: Wie? Was? Da kommen jetzt andere und legen sich ins gemachte Nest? Aber der Gedanke ist schnell verflogen, weil diese Erzählform wirklich sehr raffiniert und unkonventionell ist. Wir konnten uns dadurch auf zwei Zeitebenen bewegen. Und dem Fernsehpublikum, das man niemals unterschätzen sollte, ist es zuzutrauen, uns zu folgen. Ich glaube ohnehin, dass die Leute es mögen, wenn ihnen nicht alles auf dem Silbertablett serviert wird.
Es geht um Menschenhandel, um Kinder, die aus einem bulgarischen Waisenhaus nach Deutschland geschleust und hier wie Ware angeboten werden. Lassen Sie so ein Thema als Vater dreier Kinder auch emotional an sich ran?
Auf jeden Fall! Aber das mache ich eigentlich mit allen Themen, denen ich begegne. Für die Arbeit ist es ein Mehrwert, wenn man diese Gefühle an sich heranlässt – man wird präziser, authentischer. Aber natürlich ist auch eine gewisse Seelenhygiene wichtig, damit man nicht panisch wird, wenn die Kinder mal 20 Minuten zu spät aus der Schule kommen.
Der erste Teil der Serie spielte bei brütender Hitze im Sommer, über der Fortsetzung liegt die Kälte des Winters. Was war Ihnen beim Drehen lieber?
Ganz klar der Sommer! Auch wenn es nicht gerade wundervoll ist, bei 40 Grad 17 Mal Currywurst mit Pommes zu essen, bis die Szene im Kasten ist. Aber wenn es so richtig feucht-kalt ist, so eine fiese Kälte, bei der man nach zwölf Drehstunden nach Hause kommt und auch in der Badewanne nicht mehr warm wird, dann ist das schon bitter. Aber der Atmosphäre der Serie tut die Winterstimmung gut, und rote Nasen und dicke Jacken passen ja auch zur Jahreszeit. Und wenn man ein bisschen träumen darf: Sollte es noch weitere Staffeln geben, haben wir noch Frühling und Herbst – also so kalt wie jetzt wird’s nicht mehr.
„Die Toten von Marnow 2“
ab Samstag, 20.15 Uhr, ARD