Mein Vater Howie

von Redaktion

Wayne Carpendale hat eine berührende Doku über seinen berühmten Papa gedreht

Eine starke Schulter: Wayne hat seinem Vater Howard Carpendale schon in sehr vielen schwierigen Situationen geholfen. Die Doku erzählt vom guten Zusammenhalt der Familie. © Instagram

Man hat ja gern so ein festes Bild zu einem bekannten Namen vor Augen, das sich über viele Jahre durch öffentliche Auftritte gezeichnet hat. Freilich – meistens ist es eher einseitig und oberflächlich, wird doch nur wenigen Menschen ein Blick hinter die Kulissen, man könnte auch sagen, in das Herz und die Seele gewährt. Wer schon immer gern bei Schlagerlegende Howard Carpendale (78) da hineinblicken wollte, dem gestattet jetzt sein Sohn Wayne (47) einen überaus berührenden und intimen Einblick – mit seiner TV-Dokumentation „Durch meine Augen – Mein Vater Howard Carpendale“, die er zusammen mit seinem Freund, dem Kameramann Clemens Bittner, über ein ganzes Jahr hinweg gedreht hat und die nicht nur den glanzvollen Unterhalter und Bühnenstar zeigt, sondern vor allem auch den Menschen mit seinen verletzlichen und unsicheren Momenten; den Kampf des ehemaligen Profisportlers mit seinem alternden Körper. Howie leidet an einer latenten Form von Multipler Sklerose, musste an der Hüfte operiert werden und litt jahrelang an schweren Depressionen, die einen mehrmonatigen Klinikaufenthalt zwingend notwendig machten.

Und hier fängt diese berührende Vater-Sohn-Geschichte auch an: Als Wayne Carpendale an Heiligabend 2006 vor der Tür seines Dads in Florida stand und sagte: „Ich gehe hier nicht weg, bis du mitkommst.“ Howies Frau Donnice war nicht da, sein jüngster Sohn Cass erst 17 Jahre alt. Wayne war von München zu Howie geflogen, um dafür zu sorgen, dass er endlich in eine Klinik kam – die Depressionen waren nicht mehr überwindbar.

2003 hatte sich Howie von der Bühne verabschiedet, wollte sich in den USA ein neues Leben aufbauen, doch der Alltag ohne konkrete Aufgaben nagte schwer an seiner Seele, dazu kamen die Suchtkrankheit seiner Frau und eine große Enttäuschung seines besten Freundes – der Sog in ein schwarzes Loch. Wayne hatte in Deutschland bereits alles vorbereitet und einen Therapieplatz für seinen Vater gefunden. Am Ende konnte Howard Carpendale so die Stimme in seinem Kopf wieder zur Ruhe zu bringen, 2007 wagte er das Comeback – seine Rettung!

„Die Bühne war der einzige Ort, wo mein Vater er selbst sein konnte; sein Wohnzimmer“, sagt Wayne im Film. Und: „Zum großartigsten Menschen macht meinen Vater, dass er noch nie als Star von der Bühne gegangen ist.“ Eben immer als berührbarer Mensch, als Dad, als Freund. Waynes Lieblingssong ist übrigens nicht ein Gassenhauer wie „Hello again“ oder „Ti amo“, sondern „Du fängst den Wind niemals ein“.

Die Doku zeigt das Leben Howard Carpendales von Herbst 2023 bis Sommer 2024, als er mit seinem neuen Album „Let‘s do it again“ auf Tour ging, sich aber gleichzeitig gesundheitlichen Problemen stellen musste. Auf der Bühne war Howie trotz allem mit jeder Faser seines Seins stets der Profi, den seine Fans feiern und lieben. Den aber vor allem seine Familie trägt, zu der Ex-Frau Claudia Carpendale genauso gehört wie Enkel Mads (6) und Schwiegertochter Annemarie, die einmal meinte: „Die ganze Familie hat was zu sagen, wenn Howard auf Tour geht; wir geben alle unseren Senf dazu.“

Wayne Carpendale hat sein Film-Debüt als Regisseur und Drehbuchautor riesigen Spaß gemacht. „Normalerweise habe ich immer einen Plan und eine Struktur“, erklärt der Schauspieler gegenüber unserer Zeitung. „Das Schöne an diesem Film war, sich einfach darauf einzulassen, sich treiben zu lassen, das zu sehen, was ist; zum Beispiel auch die frustrierenden Momente, als mein Dad krank war, aber dann sind daraus die schönsten Momente entstanden.“
ULRIKE SCHMIDT

MITARBEIT: TERESA WINTER

Sendehinweis

„Durch meine Augen – Mein Vater Howard Carpendale“ läuft am Samstag, 21.45 Uhr, im WDR und ab Freitag in der ARD-Mediathek.

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