Zwischen tot und tot geglaubt

von Redaktion

Am Sonntag zeigt die ARD einen „Tatort“ aus Münster, in dem der Täter von Beginn an feststeht

Bringen Licht ins Dunkel: Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl). © Taimas Ahangari/WDR

Professor Karl-Friedrich Boerne lässt es von Anfang an krachen. Der Rechtsmediziner demonstriert vor Publikum, wie einfach sich ein Versicherungsbetrug durchziehen lässt und hackt sich – so scheint es – einen Finger ab. Der Münster-„Tatort“ mit dem Titel „Man stirbt nur zweimal“ macht von Anfang an klar, worum es geht: ein Leben auf Kosten der Versicherung. Die ARD zeigt ihn an diesem Sonntag um 20.15 Uhr.

Bei dieser Ausgangslage erscheint es nicht überraschend, dass sich der Mordfall, den Forensiker Boerne (Jan Josef Liefers) und Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) aufklären müssen, auch um Lebensversicherungen dreht. In einer mit Plunder aus der ganzen Welt überfrachteten Villa haucht Anwalt Oskar Weintraub (Nils Brunkhorst) sein Leben aus. Der Speer einer Krieger-Skulptur hat sich durch seinen Körper gebohrt. Es passiert kurz nach einem großen Erfolg vor Gericht. Allerdings ist Weintraub in dem Haus nicht zu Hause. In der Villa wohnt seine Klientin Doreen Prätorius (Cordelia Wege).

So entspinnt sich ein Fall, der sich wie in einem Kammerspiel zwischen der Anwaltsklientin Prätorius und ihrem tot geglaubten Gatten (Christian Erdmann als Jonas Karl Prätorius) abspielt.

Erstmals hat GrimmePreisträger Sascha Arango („Der letzte Kosmonaut“) das Drehbuch für den Münster-„Tatort“ geschrieben. Regie führte Janis Rebecca Rattenni. Der Autor ist bekannt für seine Arbeit für die Kieler „Tatort“-Reihe mit Axel Milberg in der Rolle des Klaus Borowski. Zur neuen Folge des Münster„Tatorts“ sagt er: „Ich habe die offene Erzählweise gewählt; das hat dramaturgische Vor- und Nachteile. Die Vorteile überwiegen. Der Zuschauer sieht also die Tat und kennt den Hintergrund. Das gibt viel mehr Raum, um die Psychologie des Täters zu beleuchten, während sich die Schlinge der Ermittlung immer weiter um seinen Hals zieht.“

Die Idee des Drehbuchautors funktioniert, weil sich Cordelia Wege und Christian Erdmann in den Rollen von Ehefrau und Ehemann ein brillantes Schauspieler-Duell liefern. „Du darfst nicht reden. Ich habe nicht umsonst drei Jahre in diesem Loch vegetiert“, droht Jonas Karl Prätorius seiner Frau, der Polizei nichts von seinem Scheintod zu verraten. Sie hat immer mehr Zweifel, auch weil sich das angebliche wissenschaftliche Leben des Gatten („Der Jäger des verlorenen Gedöns“) immer mehr als Luftblase herausstellt.

Das Psychodrama um den Versicherungsbetrug fesselt mit Fragen zu Freiheit, Reichtum und dem Verhältnis von Mann und Frau. Und dazu gibt’s gewohnte Späße der Ermittler. Sehenswert!
CHRISTOF BOCK

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