Er kann auch er selbst sein: Mathias Richling © LANJU, VERLAG
„Maske ist nicht alles“, sagt sein langjähriger Regisseur Günter Verdin über Mathias Richling. Erst durch den Künstler werde sie zum Leben erweckt, durch Mimik, Gestik, Stimme, „kurz – durch demaskierende Darstellungskunst“. Die Politikerparodien, in denen sich Richling vollständig in die Parodierten zu verwandeln schien und aus ihnen (Selbst-)Entlarvendes sprach, sind das Markenzeichen der „Mathias Richling Show“, die (anfangs unter anderem Namen) seit 1996 im SWR Fernsehen zu sehen ist. Beziehungsweise war, denn das Format wird im linearen Fernsehen zum Jahresende eingestellt. Heute um 22.30 Uhr läuft die letzte Folge. Ein Rückblick und ein Ausblick.
Nach 28 Jahren ist nun Schluss mit Ihrer „Mathias Richling Show“ im SWR – sind Sie sehr traurig? Oder denken Sie auch manchmal: „Eigentlich ist alles gesagt“?
Na hören Sie mal! Davon kann nicht die Rede sein! Man hat ja auch Picasso oder Kokoschka nicht gefragt: „Haben Sie nicht schon alles gemalt?“ Nein, das Wort Rente oder Aufhören gibt es für mich nicht.
Also nur traurig!
Prinzipiell schon, weil die Arbeit für diese Show eine ganz andere ist als für ein Bühnenprogramm. Als Kabarettist spreche ich anders als in den Figuren im Fernsehen, die in der Darstellung mehr Drastik erlauben. Ich bin aber, wenn Sie das meinen, überhaupt nicht schockiert, weil mir der SWR schon vor eineinhalb Jahren gesagt hat, dass die Sendung aus Spargründen eingestellt wird. Manche Kollegen erfahren so etwas ja erst aus der Presse. Es gibt ein neues Format, das „Richling backstage“ heißt und auf Youtube zu empfangen ist. Und einen Podcast kriege ich nächstes Jahr auch noch dazu. Und man muss wirklich sehen, dass die Klickzahlen im digitalen Fernsehen um ein Beträchtliches höher sind als die Einschaltquoten im analogen Fernsehen.
Was hat das Publikum zum Finale zu erwarten? Alle Politiker-Parodien?
Eigentlich spreche ich nicht mehr durch Politiker, die weg sind, doch in dieser Sendung mache ich eine Ausnahme, ich schaue zusammen mit Angela Merkel, die ja gerade ihre Autobiografie veröffentlicht hat, ein bisschen zurück. Auch Winfried Kretschmann und Thomas Strobl kommen vor, sie reden darüber, dass sie durch mich ja bald keine mediale Präsenz mehr haben. Friedrich Merz ist im Gespräch mit Markus Lanz dabei. Und Robert Habeck. Allerdings nicht mit einem Küchengespräch, was er jetzt begonnen hat, sondern mit einem Gespräch auf dem Klo.
Die Länder haben einer erneuten Beitragserhöhung ab 2025 nicht zugestimmt…
Es geht um 50 Cent – muss man deswegen bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen? Immerhin stehen den Öffentlich-Rechtlichen neun Milliarden Euro jährlich zur Verfügung. Was machen die mit dem Geld?
Viele werfen den Sendern vor, sie in ihren Nachrichten und politischen Formaten bevormunden zu wollen. Zu Recht?
Da denke ich an die Corona-Zeit zurück. Was ich damals vermisst habe, waren Menschen, die ganz unideologisch Dinge angeprangert haben. Den Zwang, sich impfen zu lassen zum Beispiel. Obwohl die Impfung nur einen selbst schützt. Man kann auch als Geimpfter die Viren weitergeben. (Wird energisch.) Irrsinnige unterschiedliche Ansagen, welche Art Maske wo zu tragen war. Diese Schikane gegenüber der Bevölkerung, die es auch nur wagt, Fragen zu stellen! Und das hat sich auch in den Medien widergespiegelt, bei den Sendern und in den Printmedien. Wer sich kritisch geäußert hat, wurde sofort diffamiert als rechts, als Nazi. Wir hatten in Stuttgart die erste sogenannte Querdenker-Demo, 5000 Menschen. Die „Tagesschau“ hat nur interessiert, ob da AfDler dabei waren. Ich habe mit drei Kameraleuten gesprochen, die alle gesagt haben, sie hätten nicht einen gesehen. Nur Familien mit Kindern. Die waren den Berichterstattern keinen Satz wert.
Kaum jemand, den man auf der Straße fragt, der nicht über „die Politiker“ schimpft. Was machen die Politiker Ihrer Meinung nach falsch?
Das ist ganz einfach zu beantworten. Wieso ist Boris Pistorius so beliebt? Weil er eine klare Sprache spricht – und weil er weiß, was er nicht kann. Zu wenige wissen, was sie nicht können, zu viele glauben, alles zu können. Das sehen wir an Robert Habeck. Was hat ein erfolgreicher Kinderbuchautor und ein hervorragender Umweltminister in Schleswig-Holstein im Wirtschaftsministerium zu suchen?
Apropos – wird Olaf Scholz noch mal Kanzler?
Herr Scholz hat nur eine einzige Chance: Dazu müsste Merz den Laschet im Ahrtal spielen, wie er vor drei Jahren hinter dem Bundespräsidenten rumwitzelte und kicherte. Und das müsste natürlich wie damals geschehen in einem Hochwassergebiet mit weggeschwemmten Dörfern und über 170 Toten. So viel Glück durch Katastrophe und Not und begleitendem Kichern, um noch mal an die Macht zu kommen, ersehnt sich hoffentlich nicht mal die SPD.
Sendetermin:
Die letzte Ausgabe der „Mathias Richling Show“ ist heute um 22.30 Uhr im SWR -TV zu sehen.