Es begann mit „Mein Klavier“: Wolfgang Hofer (74) schrieb die Texte zu vielen Liedern von Udo Jürgens. © Privat
Als Vorweihnachtsgeschenk für alle Udo-Fans zeigt das Erste am 23. Dezember ab 20.15 Uhr zum 90. Geburtstag die Show „Udo Jürgens Forever“ aus dem Münchner Circus Krone. Wer genau hinschaut, sieht im Publikum einen jung gebliebenen 74-Jährigen sitzen, dessen Gesicht Fans des deutschen Schlagers bekannt vorkommen könnte – Wolfgang Hofer. Der gebürtige Linzer spielte für Udo Jürgens eine ganz wichtige Rolle. Er ist der Texter von Hits wie „Mit 66 Jahren“, „Mein Bruder ist ein Maler“, „Buenos dias, Argentina“ oder „Liebe ohne Leiden“. Im Interview verrät Wolfgang Hofer erstmals, wie Udos Hits entstanden sind.
Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Udos Manager Hans R. Beierlein ist durch den „Trödler Abraham“ und ein paar andere Lieder darauf aufmerksam geworden, dass ich, sagen wir mal, sehr spezielle Texte schreibe. Also hat er gesagt, Du fährst jetzt zu Udo nach Kitzbühel, Ihr macht was zusammen.
Wie lief die erste Begegnung?
Ich hatte die Hosen voll. Aber ich habe ihm einen Text mitgebracht, man kommt ja nicht ohne Geschenk.
Das war 1972 das Lied „Mein Klavier“, mit einem typischen, etwas ausgefallenen Hofer-Text, in dem sich „ergrimmt“ auf „verstimmt“ reimt.
Das war ein Liebeslied an sein Klavier, und Udo meinte, das ist gut, ich mach da was draus. Das Haus war furchtbar beeindruckend, am Hang mit der Panoramascheibe, mit dem riesengroßen Kamin. Aber dann hat die kugelige Haushälterin einen herrlichen Erdbeertopfen für die Kinder und für uns alle gemacht. Wir haben geschlemmt, es war gleich wie bei alten Freunden. Die weichen Knie wären gar nicht nötig gewesen.
Wie ging es dann mit dem Klavier weiter?
Zwei Wochen später kam per Post eine Musikkassette mit dem Demo des Liedes bei mir an, das war damals das gängige Medium. So hatte ich meinen ersten Titel auf einem Album von Udo Jürgens. Das waren natürlich die höheren Weihen.
Wer hatte die Ideen für Udos Lieder?
Mal hatte Udo einen musikalischen Einfall, mal hatte ich eine Geschichte für ihn. Bei den 66 Jahren war es so, dass ich in der ersten Version bei den Beatles abgekupfert habe. In „When I’m 64“ singt Paul McCartney darüber, wie er mit 64 an seinem Kamin sitzt, die Frau strickt. Die 64 habe ich durch die 66 ersetzt, weil so eine Schnapszahl einprägsamer ist, und habe einen launigen Text dazu geschrieben.
Der aber nie aufgenommen wurde.
Udo hat gesagt, so will ich niemals sein, wenn ich 66 bin. Er war damals in seinen frühen Vierzigern, und er wollte auf keinen Fall darüber singen, wie er später mit Puschen am Kamin sitzt.
Wie wurde dann doch noch ein Riesenhit daraus?
Ich habe gegrübelt und gegrübelt, und mir ist nichts eingefallen. Aber irgendwann küsst einen doch die Muse. Ich habe so eine Harley-Davidson-Truppe gesehen und wusste, das ist es. Ich habe alles umgedreht, Udo auf die Harley statt an den Kamin gesetzt. Das fand er super.
Später kam „Liebe ohne Leiden“.
Da hat sich Udo ein Lied mit der Jenny gewünscht. Nachdem sie damals 17 war, lag das Thema auf der Hand, dass sie weggeht ins eigene Leben. Mittlerweile ist ein Klassiker daraus geworden, der für Trennungen jeglicher Art funktioniert, nicht nur für Vater und Tochter. So etwas ist natürlich ein Glücksfall.
Sie haben mir erzählt, Udo war streng mit Ihnen.
Er war sehr genau. Und ich bin auch sehr genau. Also sind wir uns durchaus mal auf die Nerven gegangen. Aber es hat sich rentiert. Denn wenn er jeden Ton dreimal umdreht, und ich jede Silbe ebenfalls dreimal – dann entstehen Lieder, an denen kann man schon mal handwerklich nichts aussetzen. Manche davon sind in die Herzen gegangen, manche nicht.
Hatten Sie noch neue Ideen für ihn?
Meine besten Ideen habe ich immer für Udo aufgeschrieben. Ich habe immer noch Zettel und Zeilen für Lieder, die er nicht mehr singen konnte. Aber die behalte ich für mich.