Naiv und frech, eiskalt und berechnend: Lilly Forgách als Ramona Reuber in „Nord Nord Mord“. Es ist die letzte TV-Rolle der Schauspielerin, die am 8. Dezember im Alter von 58 Jahren gestorben ist. © ZDF
Es ist ihre letzte Rolle: Wenn das ZDF heute Abend zur besten Sendezeit „Sievers und das Geisterhaus“ zeigt, den neuen Film aus der beliebten Reihe „Nord Nord Mord“, wird Lilly Forgách als Ramona Reuber zu sehen sein. Reuber ist in diesem Krimi von Regisseur Alex Schaad die Eigentümerin eines alten Gemäuers, das sie der Sylter Feuerwehr zur Verfügung gestellt hat. Diese will das Abrisshaus für eine Übung abfackeln. Doch dann wird unter dem Reetdach die Leiche einer Schriftstellerin gefunden.
Die Anfang dieses Monats verstorbene Lilly Forgách füllt ihre vieldeutige Figur (Drehbuch: Katja Töner) ebenso vieldeutig mit Leben: naiv und frech, eiskalt und berechnend. Kein Wunder also, dass (auch) Ramona Reuber unter Mordverdacht gerät.
Es ist die letzte TV-Rolle der gebürtigen Regensburgerin, die als „Königin der Nebenrolle“ galt. In zahlreichen (bayerischen) Serien spielte sie mit, unter anderem in „Himmel, Herrgott, Sakrament“ von Franz Xaver Bogner und „Watzmann ermittelt“, sie drehte unter Regisseur Dominik Graf „Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi“ und stand für den Münchner „Polizeiruf 110: Frau Schrödingers Katze“ mit Verena Altenberger vor der Kamera.
Ihre Leidenschaft gehörte zudem der Bühne. Forgách spielte in München am Theater in der Reithalle, am Teamtheater, hatte zudem Engagements als Gast etwa am Residenztheater. Von 1999 bis 2017 war sie Ensemblemitglied des Metropoltheaters in Freimann; dessen Intendant Jochen Schölch war ihr Mann.
Wie berichtet, überlebte Forgách heuer im März ein geplatztes Aneurysma. Im September musste die 58-Jährige erneut operiert werden; zwei Tage später erlitt sie einen Hirnschlag. Zwölf Wochen lag die Schauspielerin danach im Koma. Am 8. Dezember sei sie „friedlich eingeschlafen“. Die öffentliche Trauerfeier für Lilly Forgách findet am 7. Januar um 12.45 Uhr auf dem Münchner Nordfriedhof statt.
Ob und wie die von Forgách gespielte Ramona Reuber etwas mit der Tat in „Sievers und das Geisterhaus“ zu tun hat, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: Hauptkommissar Carl Sievers (Peter Heinrich Brix), seine Kollegin Ina Behrendsen (Julia Brendler) und sein Kollege Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) tappen in diesem Fall lange im Dunkeln, auch im Wortsinn. Die Geschichte kreist um ein Grundstück in teuerster Lage, um die uralte Sage von einem Goldschatz, um Eheprobleme und um einen ominösen Kapuzenmann: Am Tatort hören die Kriminaler von irgendwoher lautes Jammern, eine Kachel fällt zu Boden, Türenschlagen, es scheint tatsächlich zu spuken. „Unheimlich“, sagt Behrendsen. Äußerlich davon unbeeindruckt, wundert sich Sievers, dass die Tote nicht am Abend vor der Feuerwehrübung entdeckt worden ist, als die Feuerwehr das Abrisshaus angeblich erstmals innen kontrolliert hat.
„Es ist das verdammte Haus“, entfährt es Sievers, als sie nach einigen Irrwegen alle Karten auf den Tisch legen. „Die tote Inselschreiberin, der Kapuzenjacke-Typ, die Jungs von der Feuerwehr, die Erbin Ramona Reuber, alles lose Fäden, die eines gemeinsam haben: das Abrisshaus.“
Seit 2018 ermittelt Brix als wortkarger Kommissar Sievers auf der Nordsee-Insel mit der pragmatischen Behrendsen und dem überehrgeizigen Feldmann. Die Geschichten leben von skurrilen Typen, absurden Szenen und dem eingespielten Ermittler-Trio samt persönlicher Ticks.
Der aktuelle Film aber ist anders – ein spannender Fall und Figuren, die aus ihrem Trott herauskommen. Drehbuchautorin Katja Töner verwischt hier das Trennende. Die Besserwisserei von Feldmann wird belustigt aufgefangen, Ina reagiert fast liebevoll auf dessen Eifersucht, bis es beinahe zum Flirt kommt – und selbst Sievers taut auf.
MON/THY/LEIC
Sendehinweis:
„Nord Nord Mord – Sievers und das Geisterhaus“ läuft heute um 20.15 Uhr im ZDF und ist bereits in der ZDF-Mediathek abrufbar.