In „Mein Name ist Otto“ zeigt sich der ostfriesische Künstler auch von seiner persönlichen Seite. © Georg Wendt
Er steht seit 60 Jahren auf der Bühne und zählt zu den beliebtesten deutschen Komikern aller Zeiten: Otto, der ewig junge Spaßmacher aus Ostfriesland. Doch wie wurde aus Otto Waalkes, wie er bürgerlich heißt, der zappelige Superkomiker Otto, bei dessen Erwähnung vielen sofort eine oder mehrere seiner hinreißenden Nummern einfallen, wie: „Leber an Großhirn, Leber an Großhirn: Wo bleibt der Alkohol?“ Der Dokumentarfilm „Mein Name ist Otto“, der ab kommenden Montag beim Streamingdienst Amazon Prime Video zu sehen ist, hat sich auf Spurensuche begeben und schildert die beeindruckende Karriere eines Mannes, hinter dessen scheinbar mühelosen Gags stets viel Akribie und Perfektionismus steckten.
„Das war ja Anarchie pur“, erinnert sich Comedian Michael Bully Herbig, Jahrgang 1968, an seine erste Begegnung mit dem ostfriesischen Götterboten, die er wie viele seiner Generation vor dem Fernsehapparat hatte: Otto, der sich zuvor als Musiker und Komiker auf Hamburger Bühnen einen Namen gemacht hatte, begeisterte in den Siebzigerjahren mit seiner Fernsehshow das Publikum und brachte mit seinen atemlosen Gag-Kaskaden die Zuschauer zum Staunen: So etwas hatte es in Deutschland, wo Heinz Erhardt und Loriot den komischen Ton angaben, noch nicht gegeben. Mit zahlreichen Ausschnitten zeigt die Dokumentation, dass vor allem der frühe Otto hinreißend lustig war, Weggefährten von einst erinnern sich an einen eher schüchternen jungen Mann aus Ostfriesland, der bei Auftritten und Aufzeichnungen sämtliche Hemmungen abstreifte und wie ein Derwisch über die Bühne tobte. Mit seinen seltenen TV-Shows, vor allem aber mit seinen hunderttausendfach verkauften Schallplatten wurde Otto berühmt und zu einem Star der jungen Generation. Als er mit „Otto – Der Film“ 1985 dann auch noch das Kino eroberte, hatte es der Junge aus Emden endgültig geschafft und wurde zum Superstar.
Während sich Otto Waalkes bei öffentlichen Auftritten sonst perfekt hinter der Maske der Kunstfigur Otto oder Ottilein versteckt, erlebt ihn der Zuschauer im Dokumentarfilm von Christine Uschy Wernke auch von seiner privaten und fast nachdenklichen Seite. Mit seinem Bruder Karl-Heinz Waalkes blättert er durch alte Fotoalben, die ihn schon in jungen Jahren mit Gitarre zeigen. Otto, als Sohn eines Malers in einfachen Verhältnissen im ostfriesischen Emden aufgewachsen, fühlte sich schon früh zu den Künsten hingezogen. Anfang der Siebziger zog Waalkes nach Hamburg, wo er Kunst studierte, die ersten Ottifanten zeichnete und in einer Wohngemeinschaft lebte, der auch Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen angehörten. Der Film erzählt von seinen wilden WG-Jahren, aber auch von den beiden gescheiterten Ehen und seinem einzigen Sohn.
MARTIN WEBER