Machte in der „Welt am Sonntag“ Wahlwerbung für die AfD: der US-Milliardär und Trump-Freund Elon Musk. © Robbert/dpa
Die Diskussion um den Gastbeitrag von Tech-Milliardär und Trump-Freund Elon Musk in der „Welt am Sonntag“ geht weiter. Während die einen den Text, in dem Musk eine Wahlempfehlung für die AfD ausgibt, als Meinungsäußerung verteidigen, den eine Demokratie aushalten müsse, ist die Empörung bei anderen enorm. Nun hat sich der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) zu Wort gemeldet. Er protestiere „gegen den Freifahrtschein für den rechtspopulistischen Milliardär Elon Musk durch die Redaktionsverantwortlichen der ,Welt‘, Wahlwerbung für die AfD per Gastbeitrag in der ,Welt am Sonntag‘ machen zu dürfen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Die Verantwortlichen der ,Welt‘ haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, erklärt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. „Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker – unglaublich!“ Beuster spielt damit auf den Umstand an, dass der künftige Chefredakteur der „Welt“-Gruppe, Jan Philipp Burgard, eine „Einordnung“ zum Text von Elon Musk geschrieben hatte. „Journalismus lebt von Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit, die ,Welt‘ lebt von ihrem Renommee“, so Beuster weiter. „All das wird gerade mit lautem Scheppern in die Mülltonne befördert.“ Der DJV-Vorsitzende rief darüber hinaus alle Redaktionen auf, „sich im Bundestagswahlkampf nicht instrumentalisieren zu lassen und extrem sorgfältig mit Gastbeiträgen“ umzugehen. „Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen.“
Kritik an der Veröffentlichung kommt auch vom Journalistik-Professor Tanjev Schultz. Nach seiner Ansicht hat die „Welt am Sonntag“ mit dem Gastbeitrag von Elon Musk der politischen Debattenkultur in Deutschland massiv geschadet. „Die ‚Welt‘ hat sich instrumentalisieren lassen von dem US-Unternehmer Elon Musk, der als Quereinsteiger in die US-Politik offen Rechtspopulisten hofiert“, kritisierte Schultz in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Damit wurde Musk eine Bühne gegeben ohne direkten Widerspruch.“
Die Kritik daran aus Politik und Öffentlichkeit sei deswegen verständlich. Warum sich eine Zeitung so etwas antue, fragt Schultz weiter und liefert eine Vermutung gleich mit: Vielleicht spielten bei der Entscheidung, Musk einen Gastbeitrag einzuräumen, geschäftliche Interessen des Verlags eine Rolle. Der Axel Springer Verlag habe in den vergangenen Jahren angekündigt, seine Reichweite in den USA ausbauen zu wollen.
MM