Helen (Svenja Jung) und ihr Mann Cem (Ugur Kaya, re.) lassen sich zu ihrem Kinderwunsch beraten (Samuel Finzi). © WDR
Wirtschafts- und Umweltminister Bauer (Hannes Jaenicke) ist in Gefahr. © V. Roloff
So trist erscheint Deutschland selten in der öffentlich-rechtlichen Fiction-Primetime: Klimawandel, Genmanipulation, digitale Überwachung, korrupte Politiker, skrupellos agierende Hightech-Konzerne und medizinische Menschenversuche prägen die Stimmung im Thriller „Helix“. Das Erste strahlt ihn heute um 20.15 Uhr aus.
Willkommen in der dystopischen Welt von Bestsellerautor Marc Elsberg! Der österreichische Autor ist seit Jahren höchst erfolgreich mit Science-Thrillern rund um düstere Zukunftsthemen wie technologische Abhängigkeit, Big Data oder eben Genforschung. Spannende Geschichten am Puls der Zeit, die deshalb auch gerne verfilmt werden: „Blackout“ wurde als hochgelobte Serie mit Moritz Bleibtreu umgesetzt, „Zero“ mit Heike Makatsch in der Hauptrolle adaptiert. Die Verfilmung von „Helix“ bedeutet nun leider einen qualitativen Absturz. Eher hölzern erzählt und am Ende Richtung Räuberpistole tendierend, kann der Film nicht wirklich überzeugen.
Im Mittelpunkt der Story steht Crispr-Cas9, die 2020 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnete Technologie der Genschere. Mit ihrer Hilfe werden hier ein Mann mit einem für ihn passgenauen Virus getötet, aber auch Menschen mit Erbkrankheiten gesunde Kinder in Aussicht gestellt. Zu diesen zählt die Berliner BKA-Polizistin Helen Schilling (Svenja Jung), die das Chorea-Huntington-Gen in sich trägt. Weil ihr Mann Cem (Ugur Kaya) und sie sich trotzdem Kinder wünschen, lassen sie sich auf eine in Norwegen residierende Firma mit dem sprechenden Namen „homodeus“ ein: Deren Geschäftsführer Wöllner (Samuel Finzi) bietet die in der EU verbotene Keimbahntherapie an. Helens Behandlung fällt zusammen mit den Ermittlungen rund um die Ermordung des Umweltministers (Hannes Jaenicke), der bei einem ihrer Einsätze als Personenschützerin plötzlich tot zusammenbrach. Wie die polizeilichen Recherchen ergeben, wurde er mit einem extra für ihn kreierten Virus getötet.
Der Thriller reißt interessante Fragen zur Genforschung und ihren ethischen Grenzen durchaus an. Etwa Cems Überlegungen, das eigene genetische Material bei „homodeus“ nicht nur „reparieren“, sondern auch gleich „optimieren“ zu lassen: „Mann, die Welt ist so ein kaputter Ort! Unser wahrscheinlich einziges Kind, das muss sich doch durchsetzen können!“, so formuliert er es einmal Helen gegenüber. Erschreckend, dass seine Argumentation zumindest beim ersten Hinhören nicht völlig abwegig erscheint. Schade aber, dass Drehbuchautor Jörg Tensing und Regisseur Elmar Fischer derlei bedenkenswerte Aspekte zugunsten eines eher grobmotorisch erzählten Thrillers vernachlässigen.
Zwar hat der Film seine Momente, vor allem in den Beziehungen zwischen Helen und Cem beziehungsweise Helen und Paula. Und Svenja Jung erinnert ein wenig an die junge Jodie Foster; auch das ist toll. Doch das schematische Drehbuch, die eher plumpe Erzählweise und eine uninspirierte Musikspur machen aus der facettenreichen, spannenden Romanvorlage mit ihren hochaktuellen Fragestellungen letztlich sehr durchschnittliches Fernsehfutter.
K. Zeckau