Nicht jeder bekam Applaus: Christian Lindner (FDP), Sahra Wagenknecht (BSW), Jan van Aken (Linke), Moderator Andreas Wunn, Felix Banaszak (Grüne) Tino Chrupalla (AfD) und Alexander Dobrindt (CSU, v. li.) in der Sendung „Schlagabtausch“. © Christoph Soeder/dpa
Begrüßungsapplaus für die Vertreter der Grünen und der Linken, Schweigen bei den anderen – aufmerksamen Zuschauerinnen und Zuschauern dürfte von Beginn an aufgefallen sein, wie die Sympathien bei der ZDF-Sendung „Schlagabtausch“ am vergangenen Donnerstag verteilt waren. Spiegelt das die augenblickliche Stimmung in der Bevölkerung wider – oder wurde hier manipuliert? Vielleicht sogar bewusst? Diesen Vorwurf erheben nun einige Politiker, auch im Netz gibt es Kritik. Bei der Sendung waren Vertreter der „kleinen“ Parteien zu Gast, namentlich FDP-Chef Christian Lindner, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, der Linken-Co-Vorsitzende Jan van Aken, Grünen-Co-Parteichef Felix Banaszak und der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla. Es moderierte Andreas Wunn.
Beim ZDF schien man sich der rot-grünen Schlagseite im Publikum schnell bewusst gewesen zu sein, bereits im „heute journal update“ räumte ZDF-Hauptstadtkorrespondent Dominik Rzepka ein, viele der knapp 130 Zuschauerinnen und Zuschauer seien Studierende von zwei „eher linken“ Berliner Universitäten gewesen: „Es war so gesehen nicht wirklich repräsentativ.“ Der öffentlich-rechtliche Sender teilte auf Anfrage weiter mit, für die Sendung sei kein Publikum extra gecastet worden. „Um interessierte Menschen für einen Besuch der Sendung zu gewinnen, wurden im Vorfeld unter anderen auch verschiedene Berliner Institutionen kontaktiert.“ Das sei ein übliches Verfahren und erfolge auch mit Blick auf die Möglichkeit einer kurzen Anreise des Publikums.
Der Sender listete eine Reihe von Institutionen auf, die man kontaktiert habe, darunter die Hertie School of Governance, das Netzwerk für Führungsnachwuchs Tönissteiner Kreis und der Verband der Familienunternehmer. Entgegen erster Angaben sei unter anderen die der FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung nicht angeschrieben worden. „Bei Sendungen ohne direkte Publikumsbeteiligung ergibt sich so in der Regel eine ausgewogene Verteilung“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage des „Spiegel“. Es gehe darum, „die Heterogenität der Gesellschaft auch im Publikum abzubilden“. Wer sich konkret anmelde, werde nicht überprüft. Man bedaure, dass es im Verlauf der Sendung zu einseitigen Reaktionen gekommen sei.
Auf der Plattform X wurde während und nach der Sendung Kritik laut. Von einem „Tiefpunkt des Wahlkampfs“ und einer „linken Shitshow“ war die Rede. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki äußerte ebenfalls Unmut und forderte eine Erklärung: „Ich fordere das ZDF auf, sich zur linken Publikumsauswahl in der Sendung ‚Schlagabtausch‘ zu erklären“, so Kubicki, der auch Bundestagsvizepräsident ist: „Es ist offensichtlich, dass Grüne und Linke ihre Claqueure zielgerichtet in diese Sendung geschleust haben, um das Meinungsbild der Fernsehzuschauer zu beeinflussen.“
Kubicki betonte, dass eine derartige Beeinflussung im Wahlkampf nicht hinnehmbar sei. Er fügte hinzu: „Wenn dann in der weiteren Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zum Beispiel im Deutschlandfunk, dieses schiefe Applausbild einfach ohne Einordnung eingespielt wird, wirkt diese Form der Beeinflussung.“ CSU-Teilnehmer Dobrindt spottete am Wochenende, im Publikum sei wohl je ein Drittel Linke, Grüne und Menschen gesessen, die glaubten, Karten für die „heute show“ bekommen zu haben: „Man kann nur empfehlen, sich so was nicht anzuschauen.“
ROG/RIN