Die letzte Akte

von Redaktion

Rainer Hunold (75) hört nach 20 Jahren als „Der Staatsanwalt“ auf

Im richtigen Leben längst jenseits der Altersgrenze für Juristen: Schauspieler Rainer Hunold, der jetzt Schluss macht als ZDF-„Staatsanwalt“ und in Pension geht. © Martin Kaufhold/ZDF

Er ist unter allen Fernsehermittlern vielleicht der mit der feinsten Garderobe – ohne dreiteiligen Anzug, Krawatte und dunklen Mantel würde Staatsanwalt Bernd Reuther nie sein gediegenes Büro in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden verlassen, um Verbrecher zu jagen. Seit 20 Jahren verkörpert Publikumsliebling Rainer Hunold das überaus korrekte Auge des Gesetzes in der erfolgreichen ZDF-Krimiserie „Der Staatsanwalt“. Doch jetzt ist Schluss – heute startet die letzte, nur vier Folgen umfassende Staffel. Der 75-jährige Hauptdarsteller hängt die Rolle aus Altersgründen an den Nagel und will sich künftig der Bildenden Kunst widmen – Hunold hat vor seiner Schauspielkarriere Bildhauerei studiert und in den vergangenen Jahren immer wieder eigene Werke ausgestellt.

Hunolds Bildschirmabschied ist gefühlt so etwas wie das Ende einer Ära, denn der Schauspieler ist ein Gesicht des Fernsehens der alten Bundesrepublik. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war er als Rechtsanwalt im Kultkrimi „Ein Fall für zwei“ im Dauereinsatz, er wirkte in den Kultserien „Drei Damen vom Grill“ und „Die Schwarzwaldklinik“ mit, war der Doc in „Praxis Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen“. Seine Figuren waren nie extravagant oder kaputt, sondern eher so wie sein Wiesbadener Oberstaatsanwalt – geradlinig und gutmütig. Das hätte sich Hunold manchmal anders gewünscht, jedoch sagte er selbst in einem Interview: „Ein Ausflug in skurrilere Charaktere ist schwieriger, weil man mir das nicht abnimmt.“

In rund 120 Episoden von „Der Staatsanwalt“ verkörperte er den Juristen, der die Ermittlungen nicht der Polizei überlässt, sondern sich intensiv in die Tätersuche reinhängt. Die Kommissare wechselten im Lauf der Jahre, anfangs spielte zudem das Privatleben Reuthers eine Rolle, zuletzt nicht mehr. Stattdessen sorgt seit 2017 Heinrich Schafmeister („Wilsberg“) als Imbissbetreiber Stefan Schiller für Schmunzelmomente. Die Geplänkel an seiner Bude bieten einen Kontrast zu den aufwühlenden Fällen. So geht es in der Auftaktepisode um den tragischen Tod eines Kindes als Folge eines Autounfalls (siehe Kasten).

Die Krimiserie startete 2005 als neunzigminütiger Fernsehfilm und wanderte später auf den Sendeplatz für Freitagskrimis. Dort wechselte sie sich zuletzt mit „Die Chefin“, „Der Alte“, „Ein Fall für zwei“, „Jenseits der Spree“ und „Soko Leipzig“ ab. Fürs ZDF waren die eher konventionell erzählten Fälle ein Dauererfolg – die acht im vergangenen Jahr gezeigten Erstausstrahlungen erreichten im Schnitt 5,86 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 21,9 Prozent. Ob eine neue Serie die entstehende Lücke schließen soll und wenn ja, welche – das lässt der Sender noch offen.

Wenn es nach den Mainzern gegangen wäre, hätte es vermutlich noch weitergehen können, doch Rainer Hunold machte klar: „Ich möchte verhindern, dass die im richtigen Leben unumgängliche Altersgrenze für Juristen, die ich privat längst überschritten habe, die Glaubwürdigkeit der von mir geliebten Figur irgendwann beschädigt.“

Der gebürtige Braunschweiger lebt in Berlin und ist sozial sehr engagiert, unter anderem als Botschafter für die SOS-Kinderdörfer. Während seine Figur als Wiesbadener Oberstaatsanwalt ziemlich konservativ war, sind es seine von Kunstexperten hochgelobten bildhauerischen Werke übrigens nicht – sie gelten als avantgardistisch.
C. WYSTRICHOWSKI

Sendehinweis:

Das ZDF zeigt die letzten Folgen bis zum 21. März jeweils freitags um 20.15 Uhr.

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