Bomben-Alarm beim ORF

von Redaktion

Lieferwagen-Fahrer droht dem Sender in Wien mit einem Anschlag

Beunruhigt: Moderatorin Eva Pölzl. © ORF

Man sieht Eva Pölzl die Beunruhigung an. Die ORF-Moderatorin muss Dienstagfrüh um kurz nach 6.30 Uhr ihre Sendung „Guten Morgen Österreich“ unterbrechen – denn gut ist an diesem Morgen in Wien erst mal nichts. Schon gegen 5 Uhr ist bekannt geworden, dass Österreichs staatlicher Sender in Gefahr sein könnte: eine Bombendrohung. Ein kleiner Lastwagen war vor dem Haupttor an der Hugo-Portisch-Gasse abgestellt. Ein 53-jähriger Österreicher blockierte die Zufahrt, an die Seiten des Gefährts waren wirre Botschaften geschmiert. Der Fahrer sagte, er habe eine Bombe auf der Ladefläche.

Die alarmierte Polizei nahm den Mann fest, der Bereich wurde großräumig gesperrt. Der Entschärfungsdienst rückte an, ebenso die Diensthundeeinheit. Im Laufe des Morgens wurde der Lastwagen durchsucht, die Einsatzkräfte fanden aber keinen Sprengkörper. Teilbereiche des Gebäudekomplexes wurden geräumt und laufende Sendungen wie die von Eva Pölzl mussten unterbrechen. Auch der Radiosender FM4 wurde vorübergehend abgeschaltet.

Parallel zum Einsatz beim ORF überprüften die Behörden – auch das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung – den Fahrer. Zu seiner Person will die Wiener Polizei allerdings noch keine näheren Angaben machen. Auf die Seitenwand des Lkw waren wirre Parolen wie „Kulllmann Wilton Wissen Klimawandel adé“ zu lesen. Wilton Kullmann hat unter anderem in den Neunziger- und Nullerjahren Bücher geschrieben, in denen er sich mit Erd- und Gestirnstrahlen beziehungsweise deren Wirkung beschäftigte. Wie das Boulevard-Portal oe24.at berichtet, war der 53-Jährige bereits im Dezember mit einem gemieteten Lkw aufgefallen, als er diesen im Bereich des Wiener Heldenplatzes abstellte. Mittlerweile sitze er in Untersuchungshaft.

Wie die Polizei mitteilte, wurde auch die nähere Umgebung des Einsatzortes überprüft, was für Verkehrsbeeinträchtigungen sorgte. Mitarbeiter des Senders wurden unter anderem per SMS aufgefordert, ihre Arbeit nach Möglichkeit von zu Hause aus zu erledigen. Am späten Vormittag gab die Polizei das Gebäude wieder frei.

Eva Pölzl kann um kurz nach sieben Uhr weitermachen. Der Schreck, aber auch die Erleichterung stehen ihr ins Gesicht geschrieben, als sie sagt: „Jetzt haben wir lange warten müssen.“ Es habe ein Ereignis gegeben, das „außerhalb unseres Verantwortungsbereiches lag. Aber jetzt sind wir für Sie da.“
JOHANNES LÖHR

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