Klassiker am Gärtnerplatz

von Redaktion

„Der kleine Prinz“ für Kinder

Im Duo: Ann-Katrin Naidu und Christian Schleinzer. © Schnauss

Kinder sind nicht nur das kritischste, sondern auch das ehrlichste Publikum, das ein Theater haben kann. Das weiß man auch am Gärtnerplatz. Und natürlich wartet das Ensemble nicht nur auf diejenigen, die es im Rahmen des hauseigenen Jugendclubs selbst auf die Bühne treibt. Nein, man bringt auch junges Musiktheater als mobile Produktionen in die Schulen. So wie jetzt Saint-Exupérys Märchenklassiker „Der kleine Prinz“, den Dramaturgin Fedora Wesseler gemeinsam mit Komponist Philipp Manuel Gutmann bühnentauglich machte.

Gutmann hat für die berühmte Geschichte eine Reihe von eingängigen Melodien erdacht, die trotz minimalistischer Instrumentierung stets den richtigen Tonfall für die einzelnen Episoden finden. Mal humorvoll, mal philosophisch. Und ähnlich fantasievoll präsentiert sich auch das Geschehen auf der kreisrunden Spielfläche. Regisseur Daniel Vincent lässt 14 bunt bemalte Bauklötze je nach Schauplatz immer wieder neu arrangieren sowie seinen Titelhelden regelmäßig Kontakt mit den Kindern suchen, um deren Aufmerksamkeit zu halten. Und Christian Schleinzer, der zuletzt im „Cage aux Folles“ glänzen konnte, meistert diese Herausforderung absolut souverän. Während die übrigen Rollen, denen der Prinz auf seinen Reisen begegnet, dank rascher Kostümwechsel allesamt von Ann-Katrin Naidu verkörpert werden, deren Wandlungsfähigkeit diesmal ordentlich gefordert ist.

Dass die ursprüngliche Erzählerfigur fehlt, entgeht dem jungen Publikum keineswegs. Immerhin haben viele das Buch selbst gelesen. Und so wissen sie sehr wohl, dass es sich bei dem gezeichneten Hut in Wahrheit um eine Riesenschlange handelt, die einen Elefanten verspeist hat.

Spannend gestaltet sich mit solch einem Expertenpublikum daher auch die anschließende Gesprächsrunde, bei der Schleinzer und Naidu den Kindern auf Augenhöhe begegnen und sich geduldig mit Fragen löchern lassen. Das geht von fehlenden Buch-Episoden über das Knüpfen und Kleben der Prinzenperücke bis hin zu „Hast du da echt geweint?“. Und natürlich gibt es nach vielen humorvollen Kommentaren auch darauf eine ebenso ehrliche wie sympathische Antwort von Christian Schleinzer. „Ja klar, aber manchmal ist man einfach traurig. Egal ob man ein Kind ist oder ein Erwachsener. Das kennt Ihr doch sicher selber.“ Denn auch er hat ganz offensichtlich die wichtigste Botschaft von Saint-Exupéry verinnerlicht: dass man mit dem Herzen am besten sieht.
TOBIAS HELL

Informationen

zum Musiktheater Mobil unter www.gaertnerplatztheater.de.

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