„TATORT“-KRITIK

Alle Vögel sind schon da

von Redaktion

Mit „Fiderallala“ gelingt den Münsteranern ein weiterer Schmunzelkrimi

Bisschen zu tief ins Reagenzglas geschaut: Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, li.) und Frank Thiel (Axel Prahl) auf einer Studentenparty. © Martin Valentin Menke

„Warum sind wir die einzigen zwei Deppen, die sofort losspazieren, wenn die Arbeit ruft?“ – weil’s das Fernsehpublikum freut, Thiel! Wobei: Als der Hauptkommissar (Axel Prahl) an diesem Abend mit Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) losspaziert, um ein Verbrechen aufzuklären, landen sie nicht an einem Tatort, sondern auf einer Studentenparty. Passend zur ersten Aprilwoche: eine Überraschung von Boerne an seinen hassgeliebten Kollegen, der in Wahrheit über all die Jahre sein bester Freund geworden ist. „Um Sie vom Sofa loszukriegen, muss da erst ’ne Leiche liegen.“ Thiel solle mal raus und was erleben, findet der Mann, der meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben („wenn ich mir ein Brötchen mache, dann ist das wissenschaftlich belegt“) – an diesem Abend aber wird nicht gefressen, sondern ordentlich gebechert. Und am Ende gibt es doch eine Leiche.

Der neue Münsteraner „Tatort: Fiderallala“ beginnt also wieder ganz so, wie Fans des beliebtesten Teams der Krimireihe es lieben: bisschen albern, mit viel Herz. Die Suche nach dem Täter dieser „absurdesten Schnapsleiche, die wir je hatten“ scheint schnell abgeschlossen, als sich ein Partygast freiwillig im Kommissariat meldet, um den Mord zu gestehen. Als ein weiterer gewaltsam getöteter Mann gefunden wird und erneut einer behauptet, es gewesen zu sein, der es definitiv nicht war, wird klar: Irgendwas stimmt hier nicht. Lauter falsche Geständnisse – wer steckt dahinter?

Manipulation. Die eigentliche Mörderin hat die beiden Geständigen durch psychologische Tricks derart manipuliert, dass die am Ende dachten, die Taten tatsächlich begangen zu haben. Ein spannendes Phänomen, das in solch einem 90-Minuten-Film freilich etwas hastig vonstattengeht und entsprechend unrealistisch wirkt. Macht aber gar nichts, denn seien wir ehrlich: Was bei den Münsteranern interessiert, ist nicht der Kriminalfall, sondern die Beziehung zwischen Boerne und Thiel. Weil der Herr Professor sich auf der Party volltrunken zum Affen gemacht hat, fühlt er sich von Thiel verraten: Warum er nicht eingeschritten sei? Das soll Konsequenzen haben: Boerne kündigt Thiel die Wohnung. Und so verwebt sich das ewige Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden mit dem Problem des hammerharten Wohnungsmarktes in Studentenstädten.

Alles in allem sind Autorin Regine Bielefeldt viele hübsche Kabbeleien zwischen Boerne und Thiel eingefallen, Regisseurin Isa Prahl inszeniert mit Lust am Komödiantischen. Und eine Prise Louis de Funès gibt’s auch. Nicht der stärkste „Tatort“ aus Münster, den man je sah. Aber wenn man nach einem Krimi fröhlich die „Vogelhochzeit“ summt, fängt die neue Woche doch schon einmal gar nicht so schlecht an.
KATJA KRAFT

Artikel 4 von 4