Der Streit um Sträfling Didi

von Redaktion

N-Wort in ARD-Jubiläumsshow: Hallervorden verteidigt sich

Die Szene des Anstoßes: Dieter Hallervorden in der ARD-Show zum 75. Geburtstag des Senderverbundes am vergangenen Samstag. © Soeder/dpa (2)

Das Original aus den Siebzigerjahren: Didi in „Nonstop Nonsens“. © Imago

Er ist ohne Zweifel einer unserer größten Fernsehstars und Komiker, hat Generationen von Menschen zum Lachen gebracht und ein Millionenpublikum in Filmen wie „Honig im Kopf“ beeindruckt und tief berührt. Am vergangenen Samstag bekam er bei der großen Sause zum 75. Geburtstag der ARD minutenlang Applaus, Standing Ovations, als er die Bühne betrat und von Moderator Kai Pflaume begrüßt wurde. Doch nun gibt es Wirbel um Dieter Hallervorden. Der Grund ist eine Neuauflage seines kultigen „Palim, Palim“-Sketches in eingangs zitierter Show. Es geht um Rassismus-Vorwürfe. Streit um Sträfling Didi!

Dieter Hallervorden, inzwischen 89 Jahre alt, hatte die „Palim, Palim!“-Nummer eigens für die ARD-Sendung abgewandelt und dabei das „N-Wort“ und das „Z-Wort“ verwendet. Mit dem Begriff „N-Wort“ wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben. Das „Z-Wort“ steht für eine ebenfalls früher in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Sinti und Roma. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma lehnt das Wort als diskriminierend ab. In der ARD-Show, die einige Tage vor der Ausstrahlung aufgezeichnet wurde, führte Hallervorden den Sketch mit seinem Schauspielpartner Harald Effenberg in einer Bühnenversion einer Gefängniszelle auf. Im Etagenbett sitzend, erzählt Hallervordens Figur dem anderen Insassen, warum er einsitzt: weil er die heute nicht mehr verwendeten Bezeichnungen für Schokokuss und Schnitzel ungarischer Art nutzte.

Dabei spricht Hallervorden vor dem Fernsehpublikum jene Wörter aus, die heute als rassistisch oder diskriminierend gelten. „Wenn ich das gewusst hätte, dass man das nicht mehr sagt…“, lässt Hallervorden seine Figur sagen und spricht unmittelbar danach die beiden Wörter aus. Die offenbar gezielt eingesetzte Verwendung der beiden Wörter sorgte für eine erregte Debatte in den Sozialen Netzwerken. Einige Nutzer warfen Hallervorden Rassismus vor. „Dass das rassistisch ist, ist kein Missverständnis, sondern Konsens“, schreibt ein Nutzer. Andere loben Hallervorden für den ihrer Meinung nach mutigen Auftritt. „Wie schön, dass es noch solche Menschen mit Herz und Verstand wie Sie gibt.“

Dieter Hallervorden wehrt sich auf seiner Instagramseite gegen die Vorwürfe. „In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt“, teilte der Schauspieler und Komiker dort mit und verteidigt seinen Auftritt als Satire. „Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen, befolgen akribisch alle Social-Media-Gebote, um keine Likes aufs Spiel zu setzen, und verstehen keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt“, teilte er weiter mit und bekam ein Like unter anderen von Schauspieler und „Tatort“-Kommissar Jan Josef Liefers.

Die ARD nahm auf Anfrage ebenfalls Stellung zu Hallervordens umstrittenem Auftritt und teilte mit: „In seiner Rolle als Häftling thematisierte er überspitzt den Wandel der Sprache und verwendete dabei Begriffe, die heute aus guten Gründen nicht mehr zeitgemäß sind – in diesem satirischen Kontext jedoch bewusst als Provokation gesetzt wurden.“ Der öffentlich-rechtliche Sender betonte, die ARD spreche sich gegen jeden Rassismus aus und stehe für Vielfalt und Kunstfreiheit.
T. GÖKALP/THY

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