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von Redaktion

Das ZDF zeigt am Sonntag und Montag die wunderbare Serie „Die Affäre Cum-Ex“

Der Meister und sein Schüler: Justus von Dohnányi spielt den Steueranwalt Bernd Hausner (li.), der die Cum-Ex-Geschäfte mit Sven Lebert (Nils Strunk) einfädelt. © Petro Domenigg

Es gilt als eines der größten Wirtschaftsverbrechen der europäischen Geschichte: Über viele Jahre hinweg stahlen skrupellose Banker, Anwälte und Investoren mehr als 140 Milliarden Euro aus öffentlichen Kassen, bis vor ein paar Jahren der gigantische Steuerbetrug auch dank der Recherchen investigativer Journalisten ans Licht kam. Mit sogenannten Cum-Ex-Geschäften, bei denen sich Anleger im Zuge undurchsichtiger Aktiendeals nur einmal gezahlte Kapitalertragsteuern illegal zweimal von den Finanzämtern erstatten ließen, machten die Steuerbetrüger fett Kasse.

Inspiriert von den Recherchen des Journalisten Oliver Schröm dreht sich die deutsch-dänische Serie „Die Affäre Cum-Ex“ um den unglaublichen Finanzskandal. Drehbuchautor Jan Schomburg hat es geschafft, die komplizierte Wirtschaftsmaterie zur Grundlage einer süffigen Drama-Serie zu machen, bei der keine Langeweile aufkommt. Der aufwendige und auch für ökonomische Laien verständliche Achtteiler, der an diesem Sonntag und Montag jeweils ab 22.15 Uhr im ZDF zu sehen ist und bereits in der ZDF-Mediathek abgerufen werden kann, besticht mit starken Figuren und einem spannenden Plot über den gigantischen Steuerraub, inspiriert von wahren Ereignissen. „Leider“, wie im Vorspann zur Serie lapidar geschrieben steht.

Mit Pokerface und viel Sarkasmus in der Stimme spielt Justus von Dohnányi den Drahtzieher des Finanzskandals: Bernd Hausner ist ein erfolgreicher Frankfurter Steueranwalt, der alle Tricks kennt und sich ein perfides Betrugssystem ausgedacht hat: Er will seine Kunden, darunter hauptsächlich vermögende Banken und schwerreiche Privatanleger, mit illegalen Cum-Ex-Geschäften auf dem Aktienmarkt noch reicher machen und dafür fürstlich honoriert werden, versteht sich. Nachdem er das komplizierte und für die Finanzbehörden schwer durchschaubare Modell potenziellen Interessenten präsentiert hat, weist ihn sein junger Kollege Sven Lebert (Nils Strunk) auf einen kleinen, aber entscheidenden Fehler im Konzept hin. Beeindruckt von dem jungen Überflieger nimmt ihn Hausner mit zur Kundenakquise nach London, wo derlei Geschäfte eingefädelt werden.

Die dortigen Investmentbanker zeigen sich zwar zunächst skeptisch, doch nach und nach kommt der Milliardenbetrug mit Cum-Ex ins Rollen, und schon bald kann sich Hausner eine eigene Autowaschanlage für seine Luxuskarossen leisten, was seinen Protegé schwer beeindruckt. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Sven Lebert möchte mindestens genauso erfolgreich werden wie sein schwerreicher Mentor und gerät darüber mit seinem Vater Rolf (Thorsten Merten), einem Mann aus dem Volk, über Kreuz – ein spätestens seit dem Filmklassiker „Wall Street“ von 1987 altbekanntes dramaturgisches Muster.

Das Geschäft mit dem gigantischen Steuerbetrug läuft auf vollen Touren, doch während die Anleger in ihren Glaspalästen und Nobelrestaurants in London, Frankfurt oder Zürich die Champagnerkorken knallen lassen, formiert sich in ein paar kärglich ausgestatteten Amtsstuben im kleinen Dänemark der Widerstand: Dort ist Inger Brøgger (Karen-Lise Mynster) und Niels Jensen (David Dencik) von der nationalen Steuerbehörde aufgefallen, dass der Staat bestimmten Firmen unglaubliche Summen an Kapitalertragsteuer zurückerstatten muss, was dem gesunden Menschenverstand zufolge einfach nicht sein kann. Die beiden gehen der Sache mit den teils veralteten Mitteln ihrer völlig ineffizienten Behörde nach und stoßen schon bald auf politischen Widerstand.

Doch die Helden vom Finanzamt in Kopenhagen lassen sich nicht entmutigen und finden in der deutschen Staatsanwältin Lena Birkwald (Lisa Wagner) aus Köln eine engagierte Mitstreiterin.
MARTIN WEBER

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