Wenn die Gondeln Trauer tragen: Ausgerechnet in Venedig beschließt Judith (Julia Koschitz) sich von Lars (Manuel Rubey) zu trennen. © Luca Baggio
Täglich rote Rosen, kleine Geschenke und große Komplimente. Hannes, der gepflegte Junggeselle, der Judith im Supermarkt versehentlich mit dem Einkaufswagen in die Hacken gefahren ist, scheint ein Sechser im Lotto zu sein. „Ewig Dein“ verspricht er heute um 20.15 Uhr im gleichnamigen ZDF-Thriller nach dem Roman von Daniel Glattauer („Gut gegen Nordwind“). Ein Gelöbnis, das der charmante Verehrer todernst nimmt.
Eigentlich macht Hannes (Manuel Rubey) alles richtig: Er ist zugewandt, aufmerksam und liebevoll. Judith (Julia Koschitz), die in Wien ein Lampengeschäft führt, und ihm so glücklich über den Weg gestolpert ist, will er auf Händen tragen – dabei steht sie ganz gern auf eigenen Füßen. Der Architekt fügt sich geschmeidig in ihren Alltag ein, erobert die Familie und den Freundeskreis im Handumdrehen. Als er anfängt, Besitzansprüche zu stellen, trennt sich Judith und gerät in einen Strudel aus Psychoterror und Manipulation.
Glattauers Roman kommt deutlich leichtfüßiger daher, aber nicht minder alarmierend. Es sind diese feinen Szenen, in denen sich Judith gegen ihr Bauchgefühl entscheidet, weil ihr Umfeld diesen perfekten Mann feiert. Ist sie, die ewige Single-Frau, vielleicht diejenige, mit der etwas nicht stimmt? Die bindungsunfähig und undankbar für eine so bedingungslose Liebe ist?
Freya Stewart hat die literarische Vorlage zusammen mit Regisseurin Johanna Moder überzeugend adaptiert und um ein paar dramatische Wendungen ergänzt. Das Szenario ist aus Psychothrillern weithin bekannt: Etwas stimmt nicht, und keiner glaubt dir. Koschitz spielt die unabhängige, starke Judith, die zunehmend von ihren Ängsten gepeinigt wird, in vielen feinen Nuancen. Und auch Manuel Rubey hat den zugewandten Gentleman tadellos drauf. „Ewig Dein“ ist eine vielschichtige Story mit beachtlicher Sogwirkung.
Astrid Kistner