Der Natur auf der Spur

von Redaktion

Vor 60 Jahren starteten die „Expeditionen ins Tierreich“ im TV

Erster Film: Heinz Sielmann in jungen Jahren. © Archiv

Brachte die Wildnis ins Wohnzimmer: Heinz Sielmann auf einer seiner „Expeditionen ins Tierreich“ im Ersten. © Archiv

Ob Löwen, Salamander oder Paradiesvögel – er hatte sie alle vor der Kamera. Über 30 Jahre lang unternahm Heinz Sielmann (1917–2006) „Expeditionen ins Tierreich“. Vor 60 Jahren, am 18. April 1965, lief die erste Folge des Fernsehklassikers. Mehr als 150 Episoden des Straßenfegers präsentierte Sielmann, der das Publikum stets warmherzig mit den Worten „Meine lieben Zuschauer“ begrüßte, bevor er die Wildnis ins Wohnzimmer brachte. Millionen Zuschauer fieberten mit, wenn er von seinen Begegnungen mit riesigen Berggorillas oder kleinen Krebsen („Schauen Sie doch mal, wie der Bursche – au! – mit seinen Zangen zugreift“) berichtete.

Seit seiner Kindheit war Sielmann der Natur auf der Spur. Schon mit 21 Jahren drehte er in seiner damaligen Wahl-Heimat Ostpreußen seinen ersten, noch stummen Tierfilm: „Vögel über Haff und Wiesen“. Für Nahaufnahmen harrte Sielmann dazu wochenlang in winzigen Verstecken aus. In den Fünfzigern produzierte der studierte Biologe Dokus für Schulen und preisgekrönte Kinofilme wie „Zimmerleute des Waldes“ mit damals sensationellen Bildern aus einem Spechtbau, den Sielmann durch das Glasfenster eines zuvor ausgesägten Baumlochs filmte. Der Beitrag über das geheime Leben der Spechte brachte ihm in England den Spitznamen „Mr. Woodpecker“ ein.

Sielmann beschränkte sich nicht auf die heimische Fauna, sondern bereiste die ganze Welt. Die Bilder zeigen, dass die Arbeit als Tierfilmer noch nie ein Ponyhof war – und ihn mehr als einmal in Gefahr brachte. So musste er 1968 vor einer wütenden Eisbärenmutter mit zwei Jungen Reißaus nehmen.

Tiere im TV hatte es schon vor Sielmann gegeben. Mitte der Fünfzigerjahre brachte der Tierarzt, Biologe und Zoodirektor Bernhard Grzimek in seiner Sendung „Ein Platz für Tiere“ immer wieder auch Schimpansen, Wüstenfüchse oder Tapirkinder mit ins Studio. Einzigartig bei den „Expeditionen“ war aber die typische Poesie Sielmanns, mit der er liebevoll über seine Tierbeobachtungen sprach. Im Jahr 1991 überwarf er sich mit der ARD und wechselte – wenig erfolgreich – ins Privatfernsehen. Die „Expeditionen ins Tierreich“ gibt es heute noch, unter diesem Titel laufen im NDR-Fernsehen Filme über die deutsche und internationale Fauna.
C. WYSTRICHOWSKI

Artikel 3 von 3