Eine diebische Freude

von Redaktion

Die ARD zeigt die zweite Staffel von „Ronja Räubertochter“ nach Astrid Lindgren

Eine Ronja, wie sie im Buche steht: Kerstin Linden. © ARD

Zum Donnerdrummel! „Ronja Räubertochter“ ist wieder da – und bringt den Frühling mit. Was legt uns die ARD da für ein köstliches Osterei ins Nest: Am Sonntag zeigt sie ab 17.15 Uhr die ersten drei Folgen der zweiten Staffel der fantastischen Neuverfilmung von Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker. Doch ach du dickes Ei: Die letzten drei bringt dann erst das Christkind am 21. Dezember. Wer so lange nicht warten möchte, kann sie bereits jetzt in der ARD Mediathek abrufen.

Und wird es voraussichtlich tun, wenn er erst einmal mit dem Schauen begonnen hat. Denn wieder gelingt dem Team ein Fantasiefilm für Mädchen und Buben ab zehn Jahren auf höchstem Niveau. „Game of Thrones“ fürs Kinderzimmer. Durchaus brutal, oft emotional aufwühlend, manchmal richtig nervenzehrend spannend. Ja, auch Staffel zwei ist kein Heititeiti-Märchen – die Macher nehmen ihre kleinen Zuschauer wohltuend ernst, ganz so, wie es Lindgren in allen ihren Geschichten getan hat.

Dieses Mal führt mit Pontus Klänge ein Mann Regie, das Drehbuch stammt wieder von Hans Rosenfeldt. Der feministische Grundton aber ist geblieben. Mögen Ronjas Papa Mattis (Christoph Wagelin) und seine Männer auch noch so grölen und sich auf die Brust hämmern: In dieser Räuberwelt sind es die Frauen, die die fellbesetzten Hosen anhaben. Was in Staffel eins begann, wird weitergesponnen: Ronja setzt ihre Emanzipation vom geliebten Papa fort. Im ewigen Streit mit der verfeindeten Borka-Bande kommt es zum Eklat: Ronja stellt sich, um ihren Freund, Borka-Sohn Birk (Jack Bergenholz), zu schützen, auf die gegnerische Seite. Und Mattis spricht den Satz, der Ronja und die Zuschauer entsetzt zurücklässt: „Ich habe kein Kind mehr.“ Sein „Täubchen“ ist für ihn gestorben. Es folgt, was schon Astrid Lindgren in den schönsten Tönen beschrieben hat: Birk und Ronja hauen von daheim ab und verbringen die warme Jahreszeit in einer verlassenen Bärenhöhle. Doch erst einmal: ein lautes „Aahhhhhhhhhh!“ – wenn Ronja ihren Frühlingsschrei loslässt, sind all die Graugnome, Wilddruden und sonstigen gefährlichen Gestalten, die im Wald kreuchen und fleuchen, vergessen. Und dann ihr kesses Lachen, und dann ihre herzerfrischende Energie: Die Schwedin Kerstin Linden glänzt in der Titelrolle. Die talentierte Nachwuchsschauspielerin ist eine Ronja, wie sie in Lindgrens Buche steht: voller Neugierde auf die Welt – und sehr genauen Vorstellungen davon, was sie will. Der Wald ist ihr Kraftquell, die Serie zeigt ihn in stimmungsvollen Aufnahmen, die man gern auf der Leinwand sehen würde (Kamera: Frida Wendel). Wohltuend viel Zeit nimmt Klänge sich, die Tage der Kinder in der Natur zu inszenieren. Und feiert damit nebenbei die Langeweile. Was tun die zwei, die kein Smartphone kennen? Steine flitschen, Fische fangen, auf Berge klettern, kegeln – für letzteres braucht’s allerdings Rumpelwichtel, die freudig als lebendige Kegel zu Boden plumpsen. „Nuch mal! Nuch mal!“ Ja, die lustigen kleinen Kreaturen – „wieso denn bluß?“ – sind auch wieder mit dabei. Eine durch und durch gelungene Fortsetzung. Hinein in den Frühling – mit Gebrüll!
KATJA KRAFT

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