INTERVIEW

Lolle als Landei

von Redaktion

„Berlin, Berlin“-Star Felicitas Woll über ihre neue ZDF-Romanze

„Ehrlich gesagt ist an mir keine Landwirtin verloren gegangen“, sagt Felicitas Woll, hier mit Steve Windolf. „Aber ich liebe es, im Alten Land zu drehen.“ © Boris Laewen/ZDF

Ein verpeiltes Mädel, das sich im Großstadtdschungel durchschlagen muss: Spätestens seit ihrer Rolle als süße Göre namens Lolle in der Serie „Berlin, Berlin“ zählt Felicitas Woll zu den bekanntesten TV-Gesichtern Deutschlands. In der heiteren Reihe „Neuer Wind im Alten Land“ spielt sie eine gescheiterte Topjournalistin, die zurück zu ihren Eltern auf ein Apfelgut bei Hamburg zieht und als Lokalreporterin arbeitet. In der ersten von zwei neuen Folgen, die am Sonntag im ZDF läuft, geht es um den Einsatz von Erntehelfern aus Polen und Rumänien.

Woll kam 1980 im hessischen Homberg zur Welt und begann eine Ausbildung zur Krankenschwester, bevor sie sich für die Schauspielerei entschied. Die Mutter zweier Töchter hat sich gerade von ihrem Partner, dem gehörlosen Kampfsportler und Schauspieler Benjamin Piwko, getrennt. Wir sprachen mit der Wahl-Hamburgerin über ihren neuen Film.

In der Filmreihe „Neuer Wind im Alten Land“ spielen Sie eine rasende Reporterin. Wie ist Ihr Verhältnis zu Medien?

Ich merke oft, dass ich zu der Generation gehöre, die noch ohne Handy und Soziale Netzwerke aufgewachsen ist und tue mich manchmal schwer damit. Aber ich bin natürlich viel online unterwegs, und in Zeiten, in denen ich gerade weniger zu arbeiten habe, sicherlich auch mal zu viel. Da sind dann zwei Stunden wie im Flug vorbei, und am Ende hat man das Gefühl, dass man nichts Sinnvolles gemacht hat und wirkliche Informationen gar nicht hängen geblieben sind. Ich versuche, mich da selber zu erziehen und meine Online-Zeit einzugrenzen. Man kann sein Leben schließlich mit schöneren Dingen verbringen.

Und wie ist es für Sie, seit Jahrzehnten selber Gegenstand der Berichterstattung zu sein?

Ich habe das Glück gehabt, dass in der Regel sehr nett über mich geschrieben wurde. Trotzdem musste ich mich daran erst gewöhnen. Am Anfang meiner Karriere war es so, dass ich die Zeitung aufgeschlagen habe und da stand dann mal ein Bericht über mich. Später ging das mit dem Internet los, und irgendwann kamen die Kommentarspalten dazu, in denen jeder seinen Senf dazugeben kann. Ich versuche, das nicht zu nahe an mich heranzulassen. Die Arbeit als Schauspielerin ist in gewisser Hinsicht extrem. Im besten Fall legst du dein ganzes Seelenpaket in eine Rolle und öffnest dich, gibst der Figur viel von dir persönlich, und dann wird das öffentlich bewertet und beurteilt – das ist nicht leicht.

Sie gerieten früh in den Fokus der Öffentlichkeit, nachdem Sie 1998 als 18-Jährige in einer Disco entdeckt wurden: Ein Schauspiel-Agent hat Sie angesprochen. Denken Sie noch oft daran zurück?

Ich denke oft an diesen Abend zurück, denn das war ein einschneidender Moment für mich. Ich weiß nicht, ob ich ohne diesen Abend auch Schauspielerin geworden wäre. Ich wollte das zwar schon immer werden, aber ich war sehr jung und hätte mich wohl nicht getraut. Ich brauchte jemanden, der mich an die Hand nimmt. Das wurde mir geschenkt.

Mit 21 Jahren hatten Sie dann mit dem Film „Mädchen, Mädchen“ Ihren Durchbruch als Schauspielerin. Hat Ihre Familie Ihnen damals geholfen, mit der Aufmerksamkeit umzugehen?

Ja, das hat sie. Aber ich musste das natürlich zum größten Teil mit mir selber ausmachen. Ich war es, die in den Zug gestiegen ist, ich selber bin in die Städte gefahren und habe mich dann vier mal vier Meter groß auf einem Plakat gesehen. Manchmal schrien die Leute, wenn sie mich sahen, oder rannten hinter mir her.

Und wie ist es heute?

Entspannt. Ab und zu kommt mal jemand und fragt „Mensch, haben wir nicht studiert miteinander?“, weil er nicht weiß, woher er mein Gesicht kennt. (Lacht.)

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