Hochkarätig besetzt: Katharina Thalbach spielt Tante Fritzi. © ARD
Schrullige Figuren und staubtrockener Humor: Seit vielen Jahren begeistert der Schauspieler Bjarne Mädel seine zahlreichen Fans regelmäßig in schrägen Rollen. In der makabren Serie „Warum ich?“ von David Schalko, die ab heute in der ARD-Mediathek verfügbar ist, gibt der 57-Jährige nun einen rätselhaften Fremden, der im Leben mehrerer anderer Protagonisten Schicksal spielt.
Warum geht es in Ihren Filmen und Serien so oft um Tod und Sterben?
Das ist in erster Linie Zufall. Aber das Schöne daran ist: Es geht eben bei dieser Thematik immer um etwas Gehaltvolles. Nehmen Sie zum Beispiel den „Tatortreiniger“: Der Humor funktioniert dort unter anderem so gut, weil es die Ebene des Todes dahinter gibt, die Ernsthaftigkeit wird da automatisch mitgeliefert. Das ist dann ein Humor, hinter dem die Katastrophe lauert, und den mag ich sehr.
„Warum ich?“, fragen sich die Protagonisten der Serie, wenn etwas passiert. Wann haben Sie sich das zum letzten Mal gefragt?
Man stellt sich diese Frage ja immer nur, wenn es einem nicht gut geht: Warum habe ausgerechnet ich jetzt Zahnschmerzen? Warum fährt es mir ausgerechnet jetzt unter der Dusche in den Rücken, ich habe doch gleich eine wichtige Probe? Man sollte sich diese Frage aber auch mal stellen, wenn es einem gut geht: Warum habe ich das Glück, als weißer Mensch in Deutschland geboren zu sein? Warum habe ich ein Dach über dem Kopf, warum habe ich eine Dusche mit warmem Wasser? Womit habe ich das verdient? Warum ich? Ich selber habe einen Beruf, der mir wahnsinnig Spaß macht, und werde zum Beispiel von Leuten wie David Schalko gefragt, ob ich mitmachen möchte, das ist einfach ein großes Glück. Aber ich habe ihm dann die Frage „Warum ich?“ nicht gestellt. (Lacht.)
Die Serie ist ziemlich ungewöhnlich, sie besteht aus sechs schwarzhumorigen Kurzfilmen, die nur lose zusammenhängen.
Die Serie riskiert was, und das findet für meinen Geschmack im Fernsehen zu selten statt, dass mal was außerhalb der Norm ausprobiert wird.
Ihre Figur sagt: „Die meisten Leute glauben, dass Sie mich kennen, und vertrauen mir deshalb.“ Kennen Sie das, seit Sie mit „Stromberg“ populär wurden?
Ja, das kenne ich, wenn man den Leuten vertraut ist. Ich habe einmal bei der Berlinale einen Kollegen getroffen und wir haben uns wahnsinnig gefreut, dass wir uns wiedersehen. Dann haben wir überlegt, was unser letztes gemeinsames Projekt war, und am Ende hat sich herausgestellt, dass wir uns nicht persönlich, sondern nur gegenseitig aus dem Fernsehen kannten. Wir waren uns in unseren Rollen offensichtlich sympathisch. Da habe ich begriffen: So geht das auch vielen Zuschauern: Man kennt jemanden aus dem Fernsehen und hat das Gefühl, er gehört zum eigenen Leben dazu.
Und wie finden Sie das?
Heute erkennen mich schon viele, und einige wollen dann auch gern ein Foto machen und mich in den Arm nehmen. Aber ich nehme das als Schulterklopfen, als Zeichen, dass ihnen meine Arbeit gefällt.
Vor 20 Jahren wurden Sie als Ernie in der Serie „Stromberg“ bekannt, im Frühjahr wurde ein zweiter „Stromberg“-Film gedreht. Haben Sie nach „Stromberg“ hart gearbeitet, das Ernie-Etikett „arme Wurst“ wieder loszuwerden?
Ja, schon. Es ist dann einfach die Frage, was man angeboten bekommt und was man sich finanziell leisten kann, abzusagen. Wenn man zum vierten Mal ein Angebot für ein Muttersöhnchen bekommt, das Probleme mit Frauen hat und viel schwitzt, denkt man sich: Das habe ich doch jetzt schon einige Jahre gespielt. Ich finde es nachvollziehbar, aber ängstlich von den Verantwortlichen, einen Schauspieler immer wieder so zu besetzen, wie man ihn kennt, nur weil es einmal gut geklappt hat.
Fällt es Ihnen leicht, Rollen abzulehnen und auf bessere Angebote zu warten?
Ich habe das Glück, dass ich die ganzen Jahre so gut beschäftigt war, dass ich es mir leisten kann, Dinge abzusagen. Ich bin außerdem froh, dass ich jetzt wieder mal am Theater bin und mich damit auch aus der Abhängigkeit von FernsehAngeboten herausbegebe. Und ich habe zwischendurch ja auch Regie geführt, sitze also nicht wirklich oft wartend neben dem Telefon. Mir ist nicht langweilig.