„POLIZEIRUF 110“-KRITIK

Finale vor den Ferien

von Redaktion

„Spiel gegen den Ball“ – kein Volltreffer, aber eine solide Partie

André Kaczmarczyk und Gisa Flake im „Polizeiruf 110“.

Was verbergen Kevin (Franz Ferdinand Krause, re.), Robert (Lauri Kröck, li.) und Marco (Len Blankenberg)? © Oliver Feist (2)

Eine deutsche Geschäftsführerin ermordet auf polnischem Boden. Eine heikle Sache für die Ermittler Ross und Luschke im deutsch-polnischen Grenzgebiet des Kommissariats Swiecko. Mit dem „Polizeiruf 110: Spiel gegen den Ball“ verabschiedet sich der ARD-Sonntagskrimi in die Ferien. Ein Fall, der nur auf den ersten Blick konventionell wirkt. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein TV-Drama über Spielmacher, Mitläufer und Teamarbeit.

Das Opfer war nämlich nicht nur Chefin einer polnischen Gerüstbaufirma, sondern auch Vorständin des örtlichen Amateurfußballvereins. Nun liegt „die Eiskönigin“, wie sie ein Mitarbeiter verächtlich tituliert, schonungslos hingerichtet und sauber verschnürt auf einem Lkw ihres Unternehmens. Zurück bleiben eine Menge Fragen und ihr 13-jähriger Sohn Marco (Len Blankenberg), der wie seine Kumpels Kevin (Franz Ferdinand Krause) und Robert (Lauri Kröck) Fußballprofi werden will. Aus der polnischen Provinz – so viel macht der Film früh klar – führt der Weg nur ins Stadion oder in den Knast.

„Spiel gegen den Ball“ nutzt den Fußball nicht nur als Kulisse. Er funktioniert in diesem ARD-Krimi als Sammelbecken für Sehnsüchte und Streitigkeiten, Herausforderungen und Hass. Auf dem und um das Spielfeld finden sich jede Menge gekränkter Männer-Egos, Teenager im Testosteronrausch und verborgene Geheimnisse. Regisseur Christian Werner, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, entwirft ein komplexes Szenario, das vor allem von seinem Personal lebt. Hanno Koffler agiert so glänzend als Jugendtrainer, als wäre er mit der Trillerpfeife im Mund geboren worden. Und die Kommissare Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und Alexandra Luschke (Gisa Flake) empfehlen sich einmal mehr als feinfühliges Ermittlergespann. Ausgestattet mit allem Liebenswerten, was der menschliche Charakter so zu bieten hat, bilden sie einen wohltuenden Gegenpol zu der Gräueltat, die sie aufzuklären versuchen.

Dabei ist dieser vorerst letzte „Polizeiruf“ sicherlich kein nervenzerfetzender Thriller, aber ein solider Krimi mit einem feinen Ensemble, das sich geschickt die Bälle zuspielt. Mit dem Fall „Spiel gegen den Ball“ endet die aktuelle Krimi-Saison. Im September geht es dann mit neuen Verbrechen weiter.ASTRID KISTNER

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