Präsident: Donald Trump regiert zum zweiten Mal. © dpa
Vizepräsident James David „JD“ Vance mit Ehefrau Usha. Wird er bald die Nummer eins? © Saul Loeb/Pool/Sipa USA/ddp
Er gilt als Scharfmacher, Provokateur und glühender Anhänger von Donald Trump: US-Vizepräsident JD Vance. Das ZDF widmet dem politischen Aufsteiger aus der Unterschicht eine bemerkenswert dichte Doku. „Wie viel Macht hat JD Vance?“, fragt das Zweite heute um 20.15 Uhr und zeichnet ein aufschlussreiches Porträt von Trumps Mann fürs Grobe. Die 45-minütige ZDF-Doku fängt mit dem von Deutschland als „schockierend“ empfundenen Auftritt von JD Vance bei der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar an. Seine Wahlwerberede für die AfD – ein diplomatischer Tabubruch, der sich in den Gesichtern der irritierten Zuhörer widerspiegelte.
Doch wer ist dieser 40-jährige Mann, der für den US-Präsidenten provokative Angriffe reitet? Sein unwahrscheinlicher Aufstieg aus der sichtlich heruntergekommenen Ex-Industriestadt Middletown in Ohio sei genau „die Art von Geschichte, die Amerikaner immer noch gerne über ihre Politiker hören“, sagt der „Washington Post“-Journalist Peter Jamison. Mithilfe seiner „strengen, aber fürsorglichen Großmutter“ schaffte Vance es auf die Eliteuniversität Yale – und blieb doch Außenseiter.
Vances autobiografisches Buch „The Hillbilly Elegy“ erschien 2016, als Trump seinen ersten Präsidentschafts-Wahlkampf führte und gewann. Prompt sollte der eloquente, sich auch in kontroversen Gesprächssituationen behauptende Autor in vielen Fernsehsendungen erklären, warum sich gerade arme Menschen aus dem abgehängten Rostgürtel vom Immobilien-Milliardär aus New York angesprochen fühlten. Dass Vance sich mit Bemerkungen wie „America‘s Hitler“ und „kulturelles Heroin“ da noch als scharfer Kritiker Trumps zeigte, ist relativ bekannt. Wie er sich zum „Trumpisten“ wandelte und den bekanntlich nachtragenden Trump von sich überzeugte, gehört zum Prozess der „beispiellosen Radikalisierung“, von der die deutsche Historikerin Annika Brockschmidt im Film mit Blick auf die USA spricht.
Wenn in der Doku nach gut einer halben Stunde erstmals Vances Frau Usha auftaucht, könnten Zuschauer überrascht sein: Usha Vance ist Tochter indischer Einwanderer und Vegetarierin. Alles in allem ist den Autoren ein erhellender 45-Minüter gelungen, der viel Wissenswertes über Vance und seine Ambitionen preisgibt.KNA/AKI