Die Modekönigin dankt ab

von Redaktion

Anna Wintour tritt als „Vogue“-Chefin nach vier Jahrzehnten zurück – und weitet ihren Einfluss aus

Ist ihrem Look in den letzten 40 Jahren treu geblieben: Modechefin Anna Wintour. © Charles Sykes

Queen Elizabeth (li.) amüsierte sich nicht nur prächtig mit Anna Wintour – sie erhob sie auch in den Adelsstand. © Yui Mok

Es sei ein bewegender Moment gewesen, sagen Mitarbeitende der US-„Vogue“. Vergangene Woche erlebten sie, wie Chefredakteurin Anna Wintour vor ihre Mannschaft trat, um ihren Rückzug aus dem Tagesgeschäft zu verkünden. Nach 40 Jahren sei es „ihre größte Freude, der nächsten Generation leidenschaftlicher Redakteurinnen und Redakteure dabei zu helfen, das Feld mit ihren eigenen Ideen zu erobern“, verkündete die Modekönigin. So zart und zerbrechlich die 75-Jährige mit dem akkuraten Pagenkopf wirkt – die Fußstapfen, die sie hinterlässt, sind riesig.

Die gebürtige Britin gilt, seit sie 1988 die Leitung der renommierten „Vogue“ übernommen hat, als eine der einflussreichsten Figuren der Mode- und Magazinwelt. Fans verneigen sich vor ihrem untrüglichen Gespür für Trends, Designer zittern vor ihrem Urteil, und Untergebene fürchten bisweilen ihre Launen. So wurde Wintour zum Vorbild für den Roman „Der Teufel trägt Prada“. Das Buch der früheren Mitarbeiterin Lauren Weisberger über eine tyrannische Magazinchefin wurde 2006 verfilmt. Meryl Streep spielte darin die Hauptrolle.

„Als ich Herausgeberin der ,Vogue‘ wurde, wollte ich allen beweisen, dass es eine neue aufregende Art und Weise gibt, sich eine amerikanische Modezeitschrift vorzustellen“, sagt Wintour. Auf ihr erstes Cover packte sie ein Model in einer exquisiten Christian-Lacroix-Jacke mit schlichten Bluejeans. Eine Titelseite, die zeigte, wie lässig sich Haute Couture mit Zeitgeist kombinieren lässt.

2017 wurde Wintour von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben, in diesem Februar zeichnete König Charles III. sie für ihre Verdienste mit einem Orden aus. Dabei versicherte die Modelady dem König, sie wolle nicht bald in den Ruhestand gehen. Und das stimmt. Vielmehr weitet Wintour ihren Einfluss aufs globale Verlagsgeschäft aus und arbeitet beratend für Condé Nast weiter. Auch an ihrer Rolle als letzte Instanz, was die „Vogue“ weltweit angeht, hält sie fest. „Jeder, der in einem kreativen Bereich tätig ist, weiß, wie wichtig es ist, sich ständig weiterzuentwickeln“, sagt Wintour. Mit 75 ist sie bereit für den nächsten Schritt.A. KISTNER

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