Nicht weniger als 17 Wochen mussten die Krimifans im vergangenen Sommer auf neue „Tatort“-Folgen warten – Rekord! „Schuld“ daran waren die Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland und anschließend die Olympischen Spiele in Paris. So lang wird die obligatorische Pause diesmal nicht sein. Wie die ARD auf Anfrage mitteilt, wird sie heuer zwölf Wochen dauern. Am 14. September läuft mit „Ich sehe Dich“ dann ein neuer Franken-„Tatort“ mit Fabian Hinrichs als Felix Voss. Bis dahin gibt es wie jedes Jahr Wiederholungen, zweimal wird laut Senderverbund am Sonntagabend Fußball gespielt, und zwar am 6. und am 13. Juli. Was sich lohnt und was man nicht unbedingt noch einmal sehen muss – hier eine Übersicht über die bisher geplanten Fälle.
Bremen
Drei befreundete Mütter aus einem vornehmeren Viertel der Hansestadt lassen sich in einem Waldgebiet aussetzen, um zu testen, ob sie ohne Navi wieder nach Hause finden. Aus dem Tag im Wald werden zwei, und am Ende der zweiten Nacht ist eine der drei Frauen tot. Fiel sie einem Sexualtäter zum Opfer oder gab es einen Konflikt zwischen den Müttern, der in dieser Extremsituation eskaliert ist? Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) ermitteln. Nach der Erstausstrahlung von „Angst im Dunkeln“ am 1. April vergangenen Jahres lobte die Kritikerin unserer Zeitung zwar das „hübsch gruselige Setting“, bescheinigte dem Ensemble dagegen, „derart laientheateresk“ zu agieren, „dass es fast schon wieder komisch ist“. Auch gebe es in der Geschichte „allerlei Logiklücken“. (29. Juni, 20.15 Uhr)
Berlin
Der letzte Einsatz von Nina Rubin alias Meret Becker in der Hauptstadt steht dann nach der zweiwöchigen Fußballpause auf dem Programm. In der Spree treibt eine männliche Leiche ohne Kopf. Kurze Zeit später wird Rubin von einer jungen Frau verfolgt. Sie erzählt der Ermittlerin, dass sie den Toten kannte – er hatte ihr vor Kurzem offenbart, dass ihr Mann ein führendes Mitglied der Russenmafia in Berlin ist. Sie bittet um Polizeischutz, den ihr Rubin gewähren will, wenn sie als Zeugin gegen ihren Mann aussagt. Rubins Kollege Robert Karow (Mark Waschke) weiß von dem Deal nichts. „Es geht um Vertrauen“, schrieb der Kritiker unserer Zeitung über „Das Mädchen, das allein nach Haus‘ geht“ aus dem Jahr 2022, und zwar „sowohl im Fall, mit dem die beiden befasst sind, als auch im Verhältnis der Kriminaler zueinander. Eine Kombination, aus der dieser Film wie von selbst seine enorme Dynamik entwickelt.“ (20. Juli, 20.15 Uhr)
Dresden
Mit einem Entführungsfall wird das Dresdner Trio Gorniak, Winkler und Schnabel (Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel und Martin Brambach) in dem Krimi „Katz und Maus“ (2022) konfrontiert, den die ARD für den letzten Sonntag im Juli geplant hat. Eine Reporterin wird auf offener Straße verschleppt. Ihr Entführer behauptet per Videobotschaft, dass Kinder aus ganz Sachsen in einem Dresdner Keller gefangen gehalten werden. Würden sie nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden befreit, müsse die Journalistin sterben. Fieberhaft versuchen die Ermittlerinnen sowohl das mutmaßliche Versteck der Kinder als auch den Aufenthaltsort der entführten Frau ausfindig zu machen. „Ein hochdramatischer Fall, der die Ermittler an ihre Grenzen bringt“, konstatierte die Kritikerin nach der Erstausstrahlung. Unsere Zeitung holte sich zusätzlich die Expertise eines echten Münchner Kommissars. Auch Jakob Siebentritt fand den Krimi „wirklich spannend“. (27. Juli, 20.15 Uhr)
Frankfurt
Mehrere Jahre weiter zurück liegt die sehenswerte Folge, die die ARD für das erste Wochenende im August vorgesehen hat. „Weil sie böse sind“ lief erstmals am 3. Januar 2010. Der mittellose Rolf Herken, gespielt von Milan Peschel, sucht den Schlossbesitzer Reinhard Staupen (Markus Boysen) auf – er ist der Meinung, dass Staupens Vorfahren im 14. Jahrhundert die Herkens um Reichtum und Reputation gebracht hätten. Er fordert Geld, es kommt zum Streit, Herken erschlägt Staupen. Doch dessen Sohn, gespielt von Matthias Schweighöfer, ist gar nicht daran interessiert, die Tat anzuzeigen, lässt vielmehr die Leiche verschwinden. Was hat er vor? Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf bildeten seinerzeit – zum vorletzten Mal – das Frankfurter Ermittlerduo Charlotte Sänger und Fritz Dellwo. Mit dabei ist auch Adele Neuhauser, die inzwischen (noch) als Wiener Kommissarin Bibi Fellner selbst ermittelt. Der Film, der unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, erhielt fast durchweg gute Kritiken, darunter auch von unserer Zeitung. „Herausragend“, hieß es da zusammenfassend. (3. August, 20.15 Uhr) RUDOLF OGIERMANN