Ein Star und viele Sternchen: Verona Pooth mit den Kandidaten der neuen Show. Unter anderen ist Jimi Blue Ochsenknecht (3. v. li.) dabei. © Michael de Boer/Sat.1
Erst kam Dieter Bohlen, dann der „Blubb“: In den Neunzigerjahren war Verona Pooth, frühere Feldbusch, eines der populärsten Fernsehgesichter Deutschlands – ihre Kurzzeit-Ehe mit dem Pop-Titanen und die Moderation der Erotiksendung „Peep!“ hatten sie bekannt gemacht, Werbespots mit Slogans wie „Da werden Sie geholfen“ für eine Telefonauskunft oder „Komm, mach noch mal blubb“ für Spinat sind bis heute unvergessen. Neuerdings tritt die 57-Jährige bei Veranstaltungen auf, wo sie Tausenden Zuhörern erklärt, wie sie es als vermeintlich naives Dummchen zur Millionärin gebracht hat – im Fernsehen sah man sie in den vergangenen Jahren dagegen seltener. Doch jetzt feiert das Ex-Model mit der Realityshow „Villa der Versuchung“ heute um 20.15 Uhr bei Sat.1 sein Comeback als TV-Moderatorin.
Die Show funktioniert ähnlich wie andere einschlägige Formate: 14 Altstars und Reality-Sternchen werden in eine Villa in Thailand gesteckt und müssen diverse Aufgaben meistern. Veronas Rolle dabei? Besteht in erster Linie darin, am Ende jeder Folge die Rauswurf-Zeremonie zu leiten und den Teilnehmern im engen Glitzerkleid und mit strengem Gouvernanten-Ton die Leviten zu lesen. Die Ansprüche, die dabei an Pooths Moderationskünste gestellt werden, sind überschaubar. Wer Cathy Hummels als Moderatorin von „Kampf der Realitystars“ erlebt hat, weiß ungefähr, was auf ihn zukommt.
Immerhin hat „Villa der Versuchung“ einen speziellen Twist: Die Unterkunft ist spartanisch ausgestattet, als Getränk gibt es nur stilles Wasser und zum Essen nur pürierte Pizza. Wer mehr will, muss dafür blechen, wobei das Geld von der anfänglichen Gewinnsumme von 250 000 Euro, die dem Sieger winkt, abgezogen wird. Und da die Preise in der TV-Villa mehr als gesalzen sind – ein Schokoriegel etwa kostet sage und schreibe 100 Euro – schmilzt der Betrag schnell. Für Verona Pooth wäre das finanziell eher kein Problem, ihr Vermögen wird auf rund 20 Millionen Euro geschätzt. Am Start sind hedonistische Kandidaten wie Gigi Birofio und aufs Geld angewiesene Teilnehmer wie Jasmin Herren, die insolvent ist und hohe Schulden hat. Für Zündstoff ist also gesorgt. Mit dabei ist unter anderem auch Jimi Blue Ochsenknecht, der kürzlich wegen einer unbezahlten Hotelrechnung festgenommen wurde, doch zu diesem Zeitpunkt war die in Thailand aufgezeichnete Show längst im Kasten. Als Verona Pooth im Mai ausplauderte, dass sie als Moderatorin von „Villa der Versuchung“ auf den Bildschirm zurückkehrt, war das fast eine Sensation, schließlich war die 57-Jährige im Fernsehen zuletzt vornehmlich als enthusiastische Mama von „Let’s Dance“-Teilnehmer Diego Pooth zu sehen, oder als Gastkandidatin in Shows wie „Grill den Henssler“ oder „Gefragt – gejagt“, aber weniger als Moderatorin. Doch die in Hamburg aufgewachsene Halb-Bolivianerin mit abgebrochener Schulausbildung und Schneiderlehre hat es geschafft, aus sich selber eine Marke zu machen. Sie wurde schon früh als Model entdeckt, später als Sängerin – ihr Song „Ritmo de la Noche“ wurde 1990 zum Sommerhit. Rasch lernte sie, sich ihr Image als attraktives Dummchen mit nerviger Stimme, vorgeblicher Tollpatschigkeit und schlechter Grammatik kokett zunutze zu machen. „Unterschätzt zu werden war ein Geschenk“, räumt die Mutter zweier Söhne heute freimütig ein.
Auch wenn Veronas Karriere als Moderatorin irgendwann abflaute – der Nimbus blieb. 700.000 Follower bei Instagram sprechen eine deutliche Sprache, und die vorher offenbar nicht informierten Teilnehmer von „Villa der Versuchung“ staunten ehrfürchtig, als ihnen unvermittelt Verona Pooth in extravaganter Schmetterlings-Robe gegenübertrat. Feministin Maren Kroymann sagte einmal anerkennend über die Fachfrau in Sachen Selbstvermarktung: „Natürlich ist jemand wie Verona Pooth total selbstbewusst, obwohl sie ein Frauenbild wie in den Fünfzigerjahren verkörpert. Aber sie verdient ihr eigenes Geld und ist eine erfolgreiche Unternehmerin – präfeministisch im Frauenbild, postfeministisch im Geschäftsge- baren. Ein Erfolgsrezept“. C. WYSTRICHOWSKI
„Villa der Versuchung“
startet heute um 20.15 Uhr
bei Sat.1.