Der irische Musiker Bob Geldof. © Sebastian Gollnow
Wer „Live Aid“ gesehen hat, erinnert sich noch heute daran, an einem schönen Sommertag sehr viel Zeit vor dem Fernseher verbracht zu haben. Vielleicht auch daran, die Musik mit einem Kassettenrekorder aufgenommen zu haben. Die beiden Megakonzerte, die am 13. Juli 1985 in London und Philadelphia stattfanden, schrieben Musikgeschichte – und waren wegweisend für das globale Engagement von Popstars.
Als der irische Musiker Bob Geldof vor 40 Jahren die Idee hatte, ein riesiges Konzert zu organisieren, um Geld für Afrika zu sammeln, musste er erst viele Skeptiker überzeugen. Der Grundstein für „Live Aid“ wurde ein Jahr zuvor gelegt. Ein TV-Bericht über die Hungersnot in Äthiopien veranlasste Geldof dazu, mit Ultravox-Frontmann Midge Ure die Charity-Single „Do They Know It‘s Christmas?“ zu schreiben und angesagte Popstars unter dem Namen Band Aid für den guten Zweck singen zu lassen. Der Erfolg der Weihnachtssingle inspirierte das Duo dazu, sein Engagement auszuweiten.
Doch ganz so einfach war es nicht. Weil die Entscheidung für ein Benefizkonzert im April 1985 relativ spontan fiel und Geldof den Moment nutzen wollte, hatten der Ire und sein Team nur knapp zwölf Wochen, um das gigantische Event auf die Beine zu stellen. Ein Konzert auf zwei Kontinenten stattfinden zu lassen und – lange bevor es das Internet gab – weltweit per Satellit im Fernsehen zu übertragen, war eine echte Herausforderung.
Außerdem musste Geldof die größten Pop- und Rockstars überreden, mitten im Festivalsommer ohne Gage aufzutreten. Der Musiker umging soweit möglich das Management und rief viele Superstars persönlich an, um sie ins Boot zu holen. Nicht nur mit Blick auf den wohltätigen Zweck hatte er gute Argumente, auch in Bezug auf Publicity.
Am 13. Juli 1985 stiegen in London und Philadelphia die beiden Konzerte der Superlative. Im Wembley-Stadion traten unter anderem David Bowie, U2, die Dire Straits, Status Quo, Paul McCartney, Sade und The Who auf. Elton John brachte George Michael als Überraschungsgast mit, Bryan Ferry hatte Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour an seiner Seite. Und Queen begeisterten die Massen mit einem mitreißenden Auftritt, der heute als legendär gilt. Im JFK-Stadion standen so unterschiedliche Künstler wie Bryan Adams, die Beach Boys, The Cars, Madonna, Bob Dylan, Neil Young, Santana, Joan Baez, die Simple Minds und Duran Duran auf der Bühne. Tina Turner schmetterte mit Mick Jagger ein feuriges Duett für die Ewigkeit.
70 000 Menschen in Wembley, rund 90 000 im JFK-Stadion und sogar ganze zwei Milliarden Zuschauer an den Fernsehbildschirmen verfolgten „Live Aid“ damals. Mehr als 127 Millionen Dollar für Afrika sollen die Konzerte generiert haben. Aus musikalischer Sicht war „Live Aid“ das bedeutendste und größte Event seit Woodstock 1969.PHILIP DETHLEFS