Überrascht über den Erfolg: Autor und Regisseur Franz Xaver Bogner (re.) und Redakteur Rudolf Ogiermann.
Verstehen sich auch abseits der Kamera: Anne Schäfer und Stephan Zinner. © Barbara Bauriedl (2)
Der Kardinal hat Damenbesuch, aber – kein Grund zur Aufregung, der Termin findet tagsüber statt und ist rein dienstlich. Georg Brunnenmayr, Erzbischof von München, bietet Lisa Kirchberger einen Job an. Ausgerechnet der Lisa Kirchberger, die mit dem katholischen Pfarrer Hans Reiser liiert ist. Damit ist schon viel gesagt über die Verhältnisse in Franz Xaver Bogners BR-Serie „Himmel, Herrgott, Sakrament“ nach Motiven des gleichnamigen Buches von Rainer Maria Schießler. Es geht also weiter mit dem Pfarrer, seinem Chef, seiner Gemeinde und seiner Freundin, derzeit finden in München und Umgebung die Dreharbeiten zur zweiten Staffel statt.
An diesem Tag wird – unter anderem – das Bewerbungsgespräch zwischen dem Kardinal (Erwin Steinhauer) und der von Anne Schäfer gespielten Lisa gedreht. Das Audienzzimmer in der Bischofsresidenz ist in der Realität der „Grand Salon“ im Institut Francais an der Münchner Kaulbachstraße. Eine erste Probe, Regie und Schauspieler besprechen, wie die Begegnung ablaufen soll.
Vom „Spannungsfeld“ zwischen den drei Hauptfiguren hat Franz Xaver Bogner zuvor im tz-Interview gesprochen. Zwischen dem Kardinal und dem Pfarrer bestehe fast so etwas wie ein Vater-Sohn-Verhältnis, trotzdem könne der „Vater“ dem „Sohn“ nicht alles durchgehen lassen. „Und diese Konflikte wollen wir jetzt noch forcieren.“
Ideen hat der 76-Jährige noch jede Menge, obwohl er, wie er sagt, gar nicht mit einer Fortsetzung gerechnet hat. „Ich war im positiven Sinne überrascht über den Erfolg der ersten Staffel“, erläutert er. Die Episoden entstammen nun nicht mehr dem Fundus der Autobiografie von Kultpfarrer Schießler, es handelt sich vielmehr um „Geschichten, die wir selbst eingebracht haben“.
Geschichten über einen Pfarrer, der in bester Absicht mit Konventionen bricht, als Denkanstoß, sich wieder mehr mit Glauben und Kirche auseinandersetzen? „Ich glaube, dass die Serie so erfolgreich ist, weil sie Menschen das Gefühl gibt, dass die Welt eine bessere ist, wenn man respektvoll miteinander umgeht“, sagt Anne Schäfer. Für Zinner, der diesen Hans Reiser spielt, ist das Mensch-Sein des originalen Pfarrers Schießler der Grund, dass das Publikum auch sein filmisches Alter Ego liebe: „Es sieht, dass das einer ist, der was in Gang setzt. Der ansprechbar ist für die Leute.“
Zurück zur Szene mit Lisa und dem Kardinal. Letzte Vorbereitungen für den eigentlichen Dreh. In seiner Residenz bewegt sich Exzellenz ganz schlicht im dunklen Anzug, nur der charakteristische weiße Kragen, das sogenannte Kollar, weist ihn als Geistlichen aus. In der ersten Staffel saß der Kardinal auch schon einmal im vollen Ornat am Abendbrottisch. Um dem Publikum deutlich zu machen, dass es sich hier um den Erzbischof handelt? „Nein“, lacht Franz Xaver Bogner, „das ist uns einfach passiert. Diesmal haben wir auf solche Feinheiten geachtet.“RUDOLF OGIERMANN