Super-Bappas: Bayern 3-Moderator Sebastian Winkler (li.) und Comedian Simon Pearce.
Das mit der Sonne sollte man nicht persönlich nehmen. Nur weil sie an diesem launischen Julitag nicht besonders oft lacht, heißt das nicht, dass die „Bappas“ unlustig sind. An Drehtag vier der neuen BR-Sketchcomedy ist das Produktionsteam mit den Kapriolen des Wetters fast mehr beschäftigt als mit denen ihrer Hauptdarsteller. Comedian Simon Pearce (44) und Radiomoderator Sebastian Winkler (42) stehen gemeinsam im Münchner Schlachthofviertel vor der Kamera, um den ganz normalen Wahnsinn des Vaterseins aufs Korn zu nehmen. Was die beiden verbindet? Eine 18-jährige Freundschaft, drei Kinder (keine gemeinsamen) und ihr Humor.
Den brauchen sie auch an diesem Tag. Im Superheldenkostüm hüpfen sie durch den Innenhof des Volkstheaters, dann geht‘s, zack, zack bevor der Regenradar den nächsten Schauer ankündigt, zum Umziehen ins Wirtshaus im Schlachthof. „Wir hängen!“, ruft die Aufnahmeleitung entnervt. Also rein in die Polizeiuniform und raus ins nächste Sketchszenario. Verkehrskontrolle mit Baby im Tragetuch – oder wie könnte die Elternzeit mit geteilter Care-Arbeit bei Polizisten aussehen? Die Szene kommt gut an, zumindest klatscht der Himmel ordentlich Beifall und scheucht das Team zurück ins Trockene.
Das Unwetter erlaubt eine improvisierte Mittagspause mit mehrfach aufgewärmtem Gemüsecurry und dem Ausblick, das Auto aus der vergangenen Szene später trocken polieren und die Straße ausblenden zu müssen. Eine gute Gelegenheit, mit Simon Pearce und Sebastian Winkler ein wenig übers Vatersein zu reden. Den Stoff für ihre Alltagsgeschichten, die sie als „Bappas“ genüsslich auf die Spitze treiben, haben sie aus dem eigenen Leben. „Simons und meine Kinder waren in der gleichen Kita“, erklärt der Bayern-3-Moderator. Komische Momente, Absurditäten, Erziehungswahn – die Quelle der Inspiration sprudelt unendlich. Auch jetzt, wo der Nachwuchs in der Schule ist.
Die größte Herausforderung am Vatersein ist für Pearce die Geduld. „Die fehlt mir eigentlich in allen Lebensbereichen – aber ohne geht‘s mit Kindern nicht.“ Und dann sei es gar nicht so leicht, mit der Partnerin die Balance zu halten zwischen dem Eltern- und Paarsein. „Dabei ist es wirklich wichtig, dass man sich nicht verliert, sondern auch noch lacht, ausgeht, sich als Liebende versteht.“ Sein Freund Sebastian, Vater von zwei Kindern, hat eher Sorge, Momente in der Entwicklung zu verpassen. „Mein Sohn ist jetzt 10 und findet kuscheln allmählich doof. Das hat mir noch mal klargemacht, dass man jede einzelne Phase genießen muss, auch wenn einen die Alltagsroutine fest im Griff hat und die Kinder manchmal nerven.“ Die ziemlich besten Freunde verstehen sich als „moderne Väter“. „Wir teilen uns die Care-Arbeit, kümmern uns um die Kinder und kochen auch ganz gern.“
Was sie ihren Kindern gern mitgeben würden? „Die Liebe und das Vertrauen, das ich von meinen Eltern bekommen habe. Sie waren immer für mich und meine Geschwister da – aber eben auch füreinander“, erinnert sich Simon Pearce, Sohn der beliebten Volksschauspielerin Christiane Blumhoff und des Münchner Restaurantbesitzers Charles Pearce. Beide sind mittlerweile tot. Geblieben ist ihre soziale Einstellung und die Botschaft: „Seid lieb zu den Menschen. Wir brauchen uns gegenseitig. Und rücksichtsvoll zueinander sein, ist das Beste, was wir füreinander tun können.“
Auch Winkler hat bereits seine Mutter verloren und vermisst „ihre bedingungslose Liebe“. Etwas, was er an seine Kinder weitergeben wolle. Und wenn doch mal der Geduldsfaden reißt? „Dann ist Humor sicher eine gute Strategie.“ Vorerst vier Folgen der Comedyserie, in der die Sketche inhaltlich eingebaut werden, sind ab Herbst in der ARD-Mediathek zu sehen. Für Abwechslung sollen Gaststars wie Felix Lobrecht, Teresa Rizos und Genija Rykova sorgen. Die Episoden, die in insgesamt zwölf Drehtagen in München und Umgebung entstehen, werden im Anschluss im BR Fernsehen ausgestrahlt. Doch daran denkt im Moment niemand. Es hat aufgehört zu regnen, die Sonne lacht. Weiter geht‘s.A. KISTNER