Mit deutschen Wurzeln: Robert J. Oppenheimer. © Arte
Der Zweite Weltkrieg endete – global gesehen – Anfang August vor 80 Jahren, nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki. Doch wer war der Mann, der die Bombe baute? Unter dem Titel „Spionagefall Robert Oppenheimer“ zeigt Arte heute um 20.15 Uhr ein Porträt des Physikers, der als wesentlicher Erfinder dieser verheerenden Waffe gilt.
Der deutsche Titel mag missverständlich erscheinen, Spionage konnte J. Robert Oppenheimer, dem Christopher Nolan vor zwei Jahren einen Kinofilm widmete, nie nachgewiesen werden, wohl aber Personen aus seinem Umfeld. Bertina Henrichs und Virginie Ollagnier folgen in ihrem Neunzigminüter der Biografie des 1904 in New York geborenen Sohnes deutschsprachiger Juden, der 1967 starb.
Zu sehen ist neben dem Viertel der Metropole, in dem Oppenheimer aufwuchs, natürlich Los Alamos, die „allererste Laborstadt der Welt“, in der dann tausende Wissenschaftler wirkten. Schade allerdings, dass sich die deutsch-französische Koproduktion kaum dafür interessiert, wie Oppenheimer in den Jahren 1926/27 in Göttingen lebte. Dabei war die niedersächsische Universitätsstadt damals das „Mekka der gerade erst entdeckten Quantenphysik“. Aus Göttingen nahm Oppenheimer zahlreiche Erkenntnisse mit, die er später in Los Alamos umsetzte.
Heute besitzen mehrere Staaten Atomwaffen – aber sichert dieses „Gleichgewicht des Schreckens“ den Frieden? Diese Frage hatte in den späten Vierzigerjahren auch Oppenheimer selbst bewegt. Die Spione um ihn herum, so ein Fazit des Films, hätten nicht für Geld gehandelt, sondern vielmehr verhindern wollen, dass nur eine Macht über das Wissen zum Bau dieser Waffe verfügte.
„Spionagefall Robert Oppenheimer“ lässt viele Fragen unbeantwortet, doch allein, dass er sie stellt, macht den Film sehenswert. CHRISTIAN BARTELS