Wir müssen reden!

von Redaktion

Trotz turbulenter Weltlage machen die Talks von ARD und ZDF weiter Pause

Gähnende Leere im Studio von Caren Miosga. Alle Talkshows von ARD und ZDF sind derzeit in der Sommerpause. Ist das noch zeitgemäß? © Rathmer/NDR

Donald Trump trifft Wladimir Putin – die Bilder aus Alaska gingen um die Welt. Kurze Zeit später reiste Wolodymyr Selensky nach Washington, begleitet von einer hochkarätigen Delegation aus Europa und mit dem klaren Ziel vor Augen, endlich Frieden zu schaffen. Parallel eskaliert die Situation in Nahost weiter und weiter. In Deutschland ziehen die Menschen derweil Bilanz über die ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung und bekommen mit, wie sich SPD, CDU und CSU über Steuerpläne und vieles mehr streiten, außerdem hat die AfD in einer Umfrage erstmals die CDU überholt. Kurzum: Es ist ordentlich was los – allein bei ARD und ZDF wird nicht darüber geredet. Zumindest nicht in dem Format, das schon qua Namen dafür gedacht ist, dem (politischen) Talk. Von Caren Miosga über Sandra Maischberger bis zu Maybrit Illner und Markus Lanz im ZDF sind alle (!) in der Sommerpause. Darüber müssen wir jetzt mal reden.

Ist das noch angemessen? In Zeiten des Krieges – Ukraine und Gaza –, in Zeiten von Klimawandel-bedingten Waldbränden und Hitzerekorden, von innenpolitischen Umbrüchen? Wäre es da nicht zumindest möglich, die Pausen der einzelnen Sendungen so zeitversetzt zu planen, dass immer wenigstens eine ausgestrahlt werden kann? Oder: Warum reagiert man bei so wichtigen Ereignissen wie – zum Beispiel – dem Treffen zwischen Trump und Putin nicht spontan und holt einen Talker aus den Ferien zurück? Bei der ARD verweist man darauf, dass genau das möglich wäre. „Wie in den Vorjahren auch, reagieren die Redaktionen während Pausen flexibel auf aktuelle Ereignisse“, heißt es aus der Programmdirektion auf Nachfrage unserer Zeitung. Tatsächlich kehrte etwa „Caren Miosga“ Anfang des Jahres wegen der vorgezogenen Bundestagswahl vorzeitig aus dem Weihnachtsurlaub zurück. Warum also nicht jetzt? Eine konkrete Antwort darauf gibt es nicht. Nur so viel: „Wir bewerten jede Lage individuell und wählen das passende Format.“ Beim Alaska-Gipfel habe man etwa auf „Brennpunkte“ sowie verlängerte Ausgaben von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ gesetzt. Das stimmt. Es gab einige Sondersendungen, vielleicht sogar mehr als bei vergleichbaren Ereignissen in der Vergangenheit. Informiert waren die Zuschauerinnen und Zuschauer der ARD jederzeit, auch online auf „tagesschau.de“ oder beim Nachrichtenkanal Tagesschau 24. Das gilt genauso fürs ZDF. Dennoch hätte man sich zusätzlich eine gute Runde bei Caren Miosga, Louis Klamroth („Hart aber fair“) oder Maybrit Illner gewünscht. Beim ZDF betont man zunächst, dass der Sender „auch mit seinen erfolgreichen Talkformaten einen bedeutenden Beitrag zu aktuellen Debatten“ leiste, und verweist auf eine benötigte Pause: „Die Herstellung von drei Sendungen ,Markus Lanz‘ und einer Ausgabe ,Maybrit Illner‘ pro Woche bedeuten einen großen Aufwand – entsprechend braucht es auch Erholungsphasen für alle Beteiligten, um gleichbleibend qualitativ hochwertiges Programm zu gewährleisten.“ Allerdings: Die sendefreie Zeit von Markus Lanz wurde heuer verkürzt. Bislang habe sich die Sommerpause der Talkformate im ZDF an der parlamentarischen Sommerpause orientiert. Ein ZDF-Sprecher: „In der Tat häufen sich auch im Sommer zunehmend aktuelle Ereignisse, sodass die Sommerpause von ,Markus Lanz‘ auf vier Wochen verkürzt wurde.“ Tatsächlich läuft die nächste Ausgabe bereits in der kommenden Woche am Dienstag (26. August) um 22.45 Uhr. „Das ZDF prüft aktuell, wie wir künftig auch mit Talkformaten in der parlamentarischen Sommerpause noch besser reaktionsfähig sein können.“ Das ist doch mal ein Anfang. STEFANIE THYSSEN

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