Hier kommt das Glück ins Rollen

von Redaktion

„Ziehung der Lottozahlen“ wird 60 – Am häufigsten wird die „6“ gezogen

So fing es an: Karin Dinslage, die erste „Lottofee“. © HR

„Das hatte eine gewisse Magie“: Von 1998 bis 2013 präsentierte Franziska Reichenbacher die Ziehung live. © Frommknecht/HR

Es war das Jahr, als der spätere „Kaiser“ Franz Beckenbauer sein Länderspieldebüt gab und Ludwig Erhard bei den Bundestagswahlen als Kanzler bestätigt wurde. Zum ersten Mal wurde 1965 die Ziehung der Lottozahlen live übertragen. Am 4. September jenes Jahres hatte die Sendung Premiere – präsentiert von Karin Dinslage, der ersten „Lottofee“ im deutschen Fernsehen. Jahrzehntelang lockte die Show mit den 49 weißen Kugeln jedes Wochenende zwischen vier und fünf Millionen Zuschauer vor den Bildschirm, den immer gleichen bürokratischen Satz „Der Aufsichtsbeamte hat sich vor dieser Sendung von dem ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt“ konnten viele bald auswendig.

Seit 2013 läuft die Show im Internet

Eine gefühlte Ewigkeit lang war Karin Tietze-Ludwig, die zweite deutsche Lottofee, das Gesicht der Sendung. Die inzwischen 84-jährige ehemalige Ansagerin verkündete von 1967 bis 1998 die Glückszahlen, natürlich immer ohne Gewähr, bis sie von Franziska Reichenbacher abgelöst wurde. Doch 2013 hieß es dann Abschied nehmen vom Fernsehbildschirm. Die zehnminütige Live-Übertragung wurde aus dem Programm gekegelt, sie ist nur noch im Netz live zu sehen. Auch die Zuständigkeit wechselte vom Hessischen zum Saarländischen Rundfunk. Seitdem verkündet Reichenbacher kurz vor der 20-Uhr-„Tagesschau“ nur noch die im Vorfeld ermittelten Gewinnzahlen, in drei Minuten ist alles vorbei. Die heute 57-Jährige trauert dem Klassiker noch immer ein bisschen nach: „Das war immer sehr schön, so nah dran zu sein, dem Ziehen zuzusehen, als würde man beim Walten des Schicksals zuschauen. Das hatte eine gewisse Magie“, sagte sie in einem Interview.

Zum unverwechselbaren Charme der Sendung gehörte früher ihr hochoffizieller Charakter. Es ging um viel Geld, also musste selbstverständlich alles seine Ordnung haben. Ein mehrköpfiges Team legte die Kugeln in die Lostrommel ein, steuerte die Geräte und überwachte den Ablauf.

Das Lotto „6 aus 49“ gibt es schon seit dem 9. Oktober 1955, die aus Frankfurt am Main gesendete Übertragung der Ziehung begann aber erst zehn Jahre später. Die gezogenen Zahlen wurden zunächst mit nummerierten Holzklötzchen auf dem Studiotisch gezeigt, bis 1986 moderne Anzeigetafeln aufkamen. Die Lottokugeln sahen übrigens nicht nur aus wie Tischtennisbälle, sie waren es auch – allerdings extra lackiert und beschriftet, vom Eichamt kontrolliert und gewogen. Unter der Woche lagerten die Kugeln, die Millionäre machten, in einem Tresor der zuständigen Lottogesellschaft, vor jeder Ziehung wurden sie sorgsam wie rohe Eier in einem Koffer ins Studio transportiert.

Einmal blieben zwei Kugeln stecken

Trotz aller Akribie blieb das allwöchentliche Bällespektakel nicht von Pannen verschont. Immerhin erst im Jahr 2013 geschah das Undenkbare – zwei der 49 Kugeln blieben stecken und fielen nicht in die Trommel, der Fehler wurde erst später bemerkt. Die Ziehung wurde für ungültig erklärt und musste wiederholt werden. Und erst vor wenigen Tagen gab es erneut ein Malheur. Weil bei der Ziehung der Superzahl Probleme auftauchten – unter anderem verkanteten sich zwei Kugeln in der Lostrommel, statt in die vorgesehene Öffnung zu fallen –, musste eine Ersatzmaschine zum Einsatz kommen. CORNELIA WYSTRICHOWSKI

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