Der Stammtisch sonntags um elf

von Redaktion

Die Talksendung „Doppelpass“ wird 30 – wie sie funktioniert, wie sie wirkt

Seit 2021 ist er der Gastgeber: Moderator Florian König – hier im Gespräch mit dem DFB-Sportdirektor Rudi Völler. © Wilde

Zunächst eine Erfolgsmeldung. Joachim Löw kommt in den „Doppelpass“, für Oktober hat er zugesagt. Als Thomas Helmer das Format auf Sport1 noch moderierte, sagte er anlässlich von 20 und 25 Jahren „Doppelpass“, dass das seine noch unerfüllte Sehnsucht sei: den Bundestrainer in die Diskussionsrunde am Sonntag um 11 Uhr aus dem Münchner Flughafenhotel zu bewegen. Am 7. September 2025 feiert der „Doppelpass“ sein 30-jähriges Bestehen, Jogi ist der Alt-Bundestrainer, durch die Sendung führt seit 2021 Florian König – doch das Beharren wird nun belohnt. Löw wird bald schon durch die Drehtüre gehen, um sich zweieinhalb Stunden an der wöchentlichen Diskussion über Fußball zu beteiligen.

Ein überfälliger Neuer im „Doppelpass“, der aufgesetzt wurde, als der Sender noch Deutsches Sportfernsehenhieß und ein pralles Portfolio an Liverechten hatte. Aus dem DSF wurde Sport1, es ist nun eine Abspielstation für merkwürdige Showformate, doch der „DoPa“ leuchtet weiter. Irgendeinen Clip kennt jeder: Oft sind es Eruptionen von Uli Hoeneß oder dem langjährigen Experten Udo Lattek oder der Auftritt von Hermann Gerland mit einem Whisky Cola. Die Frage daher zum 30. Geburtstag: Kann man noch etwas Neues erzählen über eine Sendung, die mit ihren Ritualen wie der Befüllung des Phrasenschweins (erst 5 D-Mark, dann 3 Euro) deutsches Kulturgut geworden ist?

Die Vorbereitung

Nur wenn man hinter die Kulissen geht. Zu Stefan Thumm etwa, einem der Redakteure. Der „Doppelpass“ taktet sein Leben. „Es ist ein 24/7-Job“, sagt er, der eigentlich Diplom-Ingenieur ist. „Wenn der Sonntag und die Sendung durch sind, ist nicht zwei Tage lang nichts.“ Ohnehin ist er immer ein paar Sendungen voraus, wenn es um die Akquise der Gäste geht. Zum Konzept gehört es, einen „Stargast als Fixpunkt“ zu haben. Wer könnte dazupassen? Thumm hat gerne „eine Mischung in der Altersstruktur und vom Typus Mensch“. Dann geht es um Organisation: Anreise, Hotel. Thumm: „Mein Vergleich: Ich richte jedes Wochenende einen runden Geburtstag aus.“

Die Sendung

Zweieinhalb Stunden dauert der „Doppelpass“. „Ja, das ist anstrengend“, sagt Florian König, „wenn ich abends in Köln bin, merke ich: Ich habe was gearbeitet. Man muss die Konzentration halten und in allen Themen sattelfest sein.“ In seinem Ohr steckt ein Knopf, die Verbindung zum „LdS“, dem Leiter der Sendung, Stefan Thumm. Der erklärt: „Backstage passiert viel. Wie wir es auf dem Papier geplant haben, können wir die Sendung nicht immer durchziehen. Es gibt Einflüsse von außen.“ Verletzungsdiagnosen werden konkretisiert zwischen 11 und 13.30 Uhr, Trainer entlassen. Die Sport1-Crew muss improvisieren, erachtet das aber als Glück. Der „Doppelpass“ soll auch einen nachrichtlichen Wert haben. Deswegen ist das Eingangsgespräch mit dem Stargast darauf ausgelegt, „eine News zu generieren“, so Thumm. So etwas geht in Echtzeit rum, vielleicht schalten Menschen auch um 11.10 Uhr noch ein.

Wie ist das, wenn Uli Hoeneß anruft? Wird er grundsätzlich durchgestellt? Ja. Allerdings schafften andere das auch schon. Andreas Rettig etwa, der, damals noch nicht DFB-Geschäftsführer, dem Präsidentschaftskandidaten Peter Peters scharfe Widerrede gab. Peters ging „bedröppelt aus der Sendung“, so König, „man tanzt als Gast schon auf dem Seil“. Der „Doppelpass“ hat ein Stammpublikum. Ein bisschen ist es auch ein Stammtischpublikum. Debattenhoheit erzielt man über diesen Kreis, deswegen ist es wichtig, im „Doppelpass“ eine Stimme zu haben.

Danach

Kann sein, dass bei Florian König jemand mit unterdrückter Nummer anruft. Uli Hoeneß meldet sich bisweilen nach der Sendung. „Meist ist das ein Gewinn für mich“, sagt König. Er geht mit den Gästen zum Essen ins Restaurant hinter der Talkbühne. Es geht ums Überbrücken der Zeit bis zu den Abreisen, aber auch ums Netzwerken, um Vertrauensbildung.

Der Blick voraus

„Thomas Müller wäre der Wunschgast par excellence“, sagt Florian König. Für den Ex-Bayern-Star würde er das Format sogar ausnahmsweise anpassen: „Thomas als einziger Gast.“ Wie der Kanzler in der Politik-Talkshow.GÜNTER KLEIN » siehe Seite gegenüber

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