Das sehen wir gerne

von Redaktion

Unterhaltung und Haltung bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises

Große Freude: Maria Furtwängler. © Rolf Vennenbernd

Unverkennbar Otto, wie er leibt und lebt: Der Ehrenpreisträger gab eine Kostprobe seiner Kunst, hinter ihm Laudator Jan Delay.

Natürlich muss so ein Abend auch unterhaltsam sein, dafür sorgte schon eine wie immer bestens gelaunte Moderatorin Barbara Schöneberger, aber bei dieser Gala gab es auch wieder viele ernste Momente. Ein solcher Moment war die Dankesrede von Maria Furtwängler, die für das Vergewaltigungsdrama „Bis zur Wahrheit“ den Deutschen Fernsehpreis als beste Schauspielerin erhielt. Sie empfinde „Zorn darüber, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der es immer noch nicht selbstverständlich ist, dass eine Frau zu jedem Zeitpunkt ,Nein‘ sagen kann und darf und dass es ganz egal ist, ob sie einen kurzen Rock trägt“, sagte die 58-Jährige, die sichtlich angefasst wirkte.

Auch die Wahl von Leonard Kunz als bester Schauspieler für „Ein Mann seiner Klasse“ (ARD) kann man als Statement auffassen. Kunz spielt darin einen jungen Mann aus prekären Verhältnissen, der es gegen alle Widerstände aufs Gymnasium schafft. Das Dama gewann zudem in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“. Jeweils zwei Preise gingen ferner an die Arztserie „Krank Berlin“ (ZDF/Apple TV+) sowie die Thrillersserie „Herrhausen – Der Herr des Geldes“ (ARD).

In der Sparte „Bestes Factual Entertainment“ setzte sich „Herbstresidenz“ (Vox) mit Tim Mälzer unter anderem gegen „In höchster Not – Bergretter im Einsatz“ (ARD/BR) durch. Das Format begleitete junge Menschen mit Behinderung, die sich als Altenpflegerinnen und Altenpfleger ausbilden lassen. „Das (Alter, Red.) kommt schneller, als man denkt! Kümmert euch um eure Leute, um die, die ihr liebt“, lautete sein Appell. In der Informationssparte bekam der von der Einstellung bedrohte Sender Phoenix einen Preis für seine Parlamentsberichterstattung. Als beste Dokumentation wurde „Systemfehler“ über den Cum-Ex-Skandal (ZDF) ausgezeichnet. Zur besten Doku-Serie kürte die Jury „German Cocaine Cowboy“ über den deutschen Berufsverbrecher Hans-Joachim „Joe“ Marx, der es in Kolumbien bis zum Chef eines Drogenkartells brachte.

Schon bekannt war, dass Komiker Otto Waalkes den Preis für das Lebenswerk bekommen sollte. In einer durchaus ungewöhnlichen Eröffnungszeremonie wurde der 77-Jährige daher in einer Art Golfmobil durch das Studio gefahren, flankiert von Tanzpaaren, Basketballern und Menschen in Feuerwehranzügen. Auf der Bühne sang Otto dann mehrere Lieder aus seinem legendären Repertoire – unter anderem „Friesenjunge“. Danach stimmte der gebürtige Emdener auch noch den Partysong „Wir haben Grund zum Feiern“ an, bei dem der Saal sofort einstimmte.

Der Deutsche Fernsehpreis wird von ARD, RTL, Sat.1, ZDF und der Deutschen Telekom getragen. Die Federführung wechselt Jahr für Jahr. Heuer lag sie erstmals bei Magenta TV. Bei der Umsetzung arbeitete das Angebot der Telekom mit dem ZDF zusammen, das die Gala übertrug – 2,16 Millionen sahen zu, etwas weniger als 2024.JONAS-ERIK SCHMIDT

Artikel 2 von 2