Uschi Glas und Otto Retzer verbindet eine lange Freundschaft. Auch die Münchner Schauspielerin wird zu seinem 80. Geburtstag an den Wörthersee reisen. © API/Tinnefeld
Seit meinem ersten Tag als Klatschreporterin war er da – und seit diesen 27 Jahren immer gut für eine Geschichte! Otto Retzer. Als TV-Regisseur, Schauspieler und Scherzkeks. Als Allwissender des Unterhaltungswesens, arbeitete er doch mit den größten Stars aus Film und Fernsehen, ob Falco, den Wussows oder Roy Black.Als König vom Wörthersee. Lebende Legende in München. Ehrenbürger von Lölling in Kärnten, wo er geboren wurde, und von Puerto Plata in der Dominikanischen Republik, wo er die ARD-Reihe „Klinik unter Palmen“ drehte.
Eigentlich ist Otto Retzer gelernter Kellner und Wasserski-Lehrer. Ein Mann für alle Fälle. Vor allem auch für den österreichischen Film-Produzenten Karl Spiehs (1931–2022), dem Retzer alles zu verdanken hat und umgekehrt. Auf Retzer konnte sich der Lisa-Film-Boss blind verlassen. Vor und hinter der Kamera. Wenn ein Schauspieler nicht wollte, sprang spontan Otto ein, wie im Film „Die Insel der tausend Freuden“ (1978), wo er – ursprünglich mit noch vollem Haar – die Rolle eines glatzköpfigen Mädchenhändlers übernahm. So überzeugend, dass der kahlgeschorene Schädel Retzers Markenzeichen wurde, auch in der Rolle als Gastarbeiter Josip in der legendären TV-Serie „Ein Schloss am Wörthersee“mitRoy Black, in der er alles irgendwie regelt. Wie im richtigen Leben auch…
Sein loses Mundwerk hat Otto Retzer nicht immer im Griff, was ihm schon jede Menge Ärger eingebracht hat, aber das Leben ist für ihn zu schön, um nicht in jeder Sekunde einen Spaß daraus zu machen. Der Ernst kommt eh ungefragt. So hat es ihn auch schon oft genug derbröselt – beim Skifahren, mehrfach beim Radfahren, zuletzt im Mai in München, wo er sich die Hüfte mehrfach brach. Inzwischen ist er schon wieder gut unterwegs, doch die 80 spürt er in den Knochen, wie er bei einem Bier im Augustiner Keller im Gespräch mit unserer Zeitung gesteht. An seinem Stammtisch.
Inzwischen lebt Retzer aber mehr am Wörthersee in erster Reihe – in der Villa, die ehedem Sophia Loren gehörte und dann Ingrid Flick. Die beste Freundin, die es von der Hotel-Rezeptionistin als Milliarden-Erbin zur reichsten Frau Österreichs brachte, verkaufte sie ihm als Schnäppchen. Eine Superglatze mit Super-Netzwerk! In Velden, München und Wien.
Am heutigen Samstag wird Retzer im Schlosshotel am Wörthersee seinen 80. feiern – mit vielen seiner Schauspieler, allen voran Uschi Glas, der er schon einen Kaffee geholt hat, als er noch Diskjockey war. Also in einem früheren Leben. Später wurde er ihr Aufnahmeleiter, schließlich Produktionsleiter und dann Regisseur. Retzer steht für Familienunterhaltung von Traumlocations – das Optische war ihm immer wichtig. Mit Uschi Glas hat er seinen größten Erfolg gelandet – als „Tierärztin Christine“ – 1993 mit 12,5 Millionen Zuschauern. Die Münchner Schauspielerin hat das ganze berufliche Leben Otto Retzers geprägt, und sie hat ihn erzogen, „wenn ich meine Macho-Sprüche rausgezogen habe“. Dabei ist Otto Retzer seit 50 Jahren glücklich mit Shirley verheiratet, die er bei den Dreharbeiten auf Mauritius kennengelernt hatte – sie war Chef-Groupiere in einem Hotelcasino und wurde als Komparsin verpflichtet. Eines Tages hat ihn die Insel-Schönheit in München besucht und ist geblieben. „Meine größte Schwäche ist eigentlich, dass ich so tue, als ob ich ein Frauenheld wäre“, gesteht er. Doch ohne Shirley wäre nichts, wie es ist.
Seine allerletzte Inszenierung hat Retzer schon vor Augen: „Mein Grab wird ein Fensterplatz in der Wallfahrtskirche auf der Insel Maria Wörth sein – in einem Einmachglasl. Weil ich da immer so gern zum Fenster rausg‘schaut hab. Ich werde mich verbrennen lassen, und dann wird‘s auf der Thalia, dem größten Schiff auf dem Wörthersee, ein Fest geben, eine Band wird spielen, und es wird Backhendl geben. Am Heck wird das Einmachglas mit meiner Asche stehen – daneben ein Ventilator; meine Tochter wird es zur Hälfte leeren und der Ventilator die Asche über den Wörthersee tragen. Die andere Hälfte kommt in die Kirche.“ Retzers letzte Regieanweisungen für ein letztes Super-Fest! Er findet das nämlich ganz und gar unmöglich, wenn einer sich nicht mit dem eigenen Tod beschäftigt und die Angehörigen ohne Anweisungen zurücklässt. Schließlich führt im eigenen Leben jeder selbst Regie.U. SCHMIDT