Die Bühne gehört ihm: Howard Carpendale wird am Samstag von Kolleginnen und Kollegen gefeiert. Die Show wurde kürzlich in der Dortmunder Westfalenhalle aufgezeichnet. © Sascha Baumann
Er ist eine lebende Legende, und nicht nur Schlagerfans können seine Hits wie „Ti amo“, „Hello again“ oder „Tür an Tür mit Alice“ mitträllern: Howard Carpendale. Kommendes Jahr feiert der deutsch-südafrikanische Künstler seinen 80. Geburtstag und will ein letztes Mal auf Tournee gehen. Das ZDF würdigt ihn am Samstagabend mit dem Special „Die Giovanni Zarrella Show – Eine Samstagnacht mit Howard Carpendale“, in der Carpendale gemeinsam mit Stars wie Jürgen Drews, Sasha oder Ireen Sheer auf seine Laufbahn zurückblickt.
Sie stehen seit rund 60 Jahren auf der Bühne. Sind Sie stolz auf das, was Sie erreicht haben?
Stolz ist nicht so mein Fall. Ich bin einfach dankbar. Es ist ja sehr unüblich, so eine lange Karriere zu haben – außer mir hat das noch Udo Jürgens geschafft, und Peter Maffay ist auf dem besten Weg dahin. Ich habe in diesen 60 Jahren 24 Tourneen gemacht, die Live-Konzerte sind immer gut gelaufen. Nächstes Jahr habe ich eine Tournee, wo ich als 80-Jähriger auf der Bühne stehe, und so, wie es aussieht, wird die proppenvoll sein. Das ist unglaublich. Ganz ehrlich, manchmal frage ich mich schon: Was wollt ihr überhaupt von mir? (Schmunzelt.)
Das ZDF würdigt Sie mit einer großen Show. Ehrengast ist Jürgen Drews. Was verbindet Sie mit ihm?
Ich habe Jürgen Drews zum ersten Mal auf der Bühne gesehen, als er bei den Les Humphries Singers sang. Damals kam ich gerade frisch aus England und dachte: Das ist der erste deutsche Künstler, den ich sehe, der mit seinem Aussehen und seinem Gesang eine Chance auf Erfolg in Amerika hätte. Letztlich hat er einen Weg gewählt, den ich nicht eingeschlagen hätte – aber dass er der König von Mallorca war, hat sich finanziell sicherlich gut bezahlt gemacht. (Lacht.) Wir haben uns im Lauf der Jahre immer wieder gesehen und haben sehr schöne Gespräche zusammen.
Was ist der größte Hit Ihres Lebens, der Über-Hit, bei dem Ihre Fans am meisten aus dem Häuschen sind? „Ti amo“, „Hello again“, „Deine Spuren im Sand“?
Der Über-Hit ist aus irgendeinem Grund „Nachts, wenn alles schläft“ von 1979. Es ist auch meine Lieblingsnummer, war der Musik von damals einen Schritt voraus und klingt meiner Ansicht nach auch heute noch sehr modern.
Bob Dylan meidet bei seinen Konzerten alte Hits. Wie ist es bei Ihnen: Nervt es Sie, immer wieder Ihre Klassiker singen zu müssen?
Es wäre ein schreckliches Leben, wenn ich bei jedem alten Hit das Gefühl hätte: „Um Gottes willen, der schon wieder!“ Manchmal ändere ich die Songs allerdings auch, gerade bei Liedern, die heute vielleicht nicht mehr zeitgemäß sind. Wenn ich „Das schöne Mädchen von Seite 1“ singe, dann kommt da eine Rap-Stelle hinein, und bei „Tür an Tür mit Alice“ klingt die Hintergrundmusik inzwischen mehr nach Queen als nach Schlager. Man darf einen Titel nur nicht so sehr ändern, dass die Leute ihn nicht mehr erkennen, weil sie ja auch ein Nostalgiegefühl empfinden wollen. „Hello Again“ ist zum Beispiel ein Lied, das die Menschen genau so hören wollen, wie es damals war.
Sie haben zuletzt offen darüber gesprochen, dass Sie vor Jahren unter Depressionen litten. Was macht Sie heute glücklich?
Ich habe einen Zustand der Zufriedenheit erreicht – vielleicht liegt es an meiner Beziehung zu meiner Ehefrau Donnice. Sicherlich auch an der Tatsache, dass ich im Beruf mit Menschen zusammenarbeite, die weitaus jünger sind als ich, und das hält mich jung. Ich bin aber keiner, der jeden Tag sagt: Ich bin überglücklich, weil ich finde, dass es in dieser Welt sehr schwer ist zu sagen: Es ist alles in Ordnung. Ständig hört man von tausenden Toten, von Krisen überall, das bewegt mich schon sehr. Aber gerade weil einen das Weltgeschehen so pessimistisch stimmt, finde ich meinen Beruf so wichtig. Ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann die Menschen für drei Stunden ablenken und fröhlicher nach Hause schicken. Das macht mich glücklich.
Sendehinweis
„Die Giovanni Zarrella Show –
Eine Samstagnacht mit Howard Carpendale“ läuft am Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.