AnNas letzte Lieder

von Redaktion

Heute erscheint posthum das Abschiedsalbum der Rosenstolz-Sängerin

„Mut zur Liebe“ erscheint bei Sony Music.

Noch einmal können Fans ihre Stimme hören: Heute kommt AnNa R.s Album „Mut zur Liebe“ heraus. Die Sängerin war im März dieses Jahres verstorben. © Mike Auerbach/Sony

In ihr Smartphone summt sie die Melodie, kurz vor ihrem Tod. Eine zarte Skizze – der letzte Song, den AnNa R. (Eigenschreibung) jemals schreibt. Heute erscheint posthum das Abschiedsalbum, das Vermächtnis der Rosenstolz-Stimme, die im März dieses Jahres verstummte. „Mut zur Liebe“ besteht nicht aus fragwürdigen Schnipseln aus dem Archiv, wie so oft bei verstorbenen Stars (bürgerlich: Andrea Neuenhofen). Nein, AnNas letztes Kunststück bietet zehn vollendete und vollständige Lieder, die ihre Freunde quasi mit zitternden Händen zu Ende brachten.

„AnNas Eltern äußerten den Wunsch, dass die Songs wie geplant veröffentlicht werden sollen“, erklärt ihr langjähriger Kreativpartner Manfred „Manne“ Uhlig. „Sie kannten bereits viele der Lieder, weil AnNa sie ihnen vorgespielt hatte.“ Das Album war bei ihrem plötzlichen Tod mit 55 Jahren, mutmaßlich durch Herzversagen, bereits aufgenommen – aber erst zu rund drei Vierteln fertig produziert.

Es galt, noch fehlende Instrumente wie Cello, Harfe und eine überraschende Sitar einzuspielen – und einen letzten Song, dessen zweite Strophe AnNa nicht mehr einsingen konnte, mit einer Background-Sängerin zu vollenden. Die letzte Komposition, die Skizze vom Smartphone, ist exklusiv auf der farbigen Vinyl-Ausgabe zu hören.

Besonders berührend ausgefallen ist „Wer weiß wer weiß“, eine atemstockende Ballade übers Älterwerden. „Ab 50, 60 kommen einem solche Gedanken“, sagt Uhlig. „Man spürt, dass die Zeit endlich ist.“ Doch betont er: „Ich weiß ganz sicher, dass es nie als Vorahnung oder gar als Abschied gemeint war.“

Die Sängerin wagte sich auch an „Sag mir, wo die Blumen sind“, jahrelang einer ihrer liebsten Live-Momente. Sie modernisiert Marlene Dietrichs Klassiker pfiffig, schwungvoll und mit unverkennbarer Berliner „Schnauze“. In einer Interpretation von Franz Schuberts „Die böse Farbe“ lebt sie als „Sensenfrau“ ihre Leidenschaft für Gothic aus. Und das tanzbare Titelstück knüpft an die großen Rosenstolz-Radiohymnen wie „Willkommen“ oder „Ich bin ich (wir sind wir)“ an.

„Wir brauchen mehr Menschlichkeit und Wärme. Und mit dem Mut kommt die Liebe zurück“ – diese Zeilen hinterlässt AnNa R. ihren Fans, Freunden und der Nachwelt. Hoffentlich hört man ihr und ihren letzten Liedern gut zu.JÖRG HEINRICH

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