Glücklicher Gewinner mit Trophäe: Claus von Wagner erhielt den Hauptpreis des Bayerischen Kabarettpreises. © Petra Schönberger
Verrückt gewordene Präsidenten, unfähige (Bundes-)Politiker, Klimakrise, AfD im Aufwind – „mein Kabarett war für‘n Arsch“, konstatierte Claus von Wagner und gab damit die – augenzwinkernde – Antwort auf die Frage, was Satire bewirken kann. Zum Glück werden Kabarettisten nicht daran gemessen, welche Mächtigen sie im Lauf ihrer Karriere nun konkret gestürzt haben, sondern an ihrer Kunst, die idealerweise Gesellschaftskritik mit Komik vereint. Grund genug, dem 47-jährigen Münchner heuer den Hauptpreis des Bayerischen Kabarettpreises zu verleihen – bei einer Gala am Montagabend im Lustspielhaus.
Dass von Wagner den „Kabarett-Oscar“ zu Recht bekommen hat, bewies er mit einer Nummer über die Erkenntnis, dass es, zumindest für einen politischen Menschen, nicht reicht, „ausreichend Schlaf, Bewegung, Freunde und Familie“ zu haben. Komisch zu sein, sei „sauschwer“, hatte Ex-Bühnenpartner Philipp Weber dem „größten Wirtschaftsexperten des deutschen Kabaretts“ zuvor in einer selbst schon wieder preisverdächtigen Laudatio zugerufen – und mit viel Witz und Verve ein paar Geheimnisse aus der gemeinsamen (Comedy-)Vergangenheit enthüllt.
Satire findet auch auf Social Media statt
Begonnen hatte der von Martin Frank souverän moderierte Abend (Musik: Desperate Brasswives) mit der Verleihung des Nachwuchspreises an Lara Ermer. Eine Auszeichnung, die, so Laudator Markus Barth („Kabarett aus Franken“), deutlich zu spät, aber zu Recht an die 29-Jährige gehe, die „viel weiß – und was sie nicht weiß, recherchiert“. Ermer dankte mit Einblicken in ihre Erfahrungen als Frau mit Youtubern im Besonderen und über die Rolle von Männern in der Menschheitsgeschichte im Allgemeinen.
Satire findet längst nicht mehr nur auf der Bühne oder im Fernsehen statt, sondern auch auf Social Media – wie auf den Punkt das sein kann, zeigt eine Österreicherin namens Toxische Pommes, die als beste Creatorin des Jahres ausgezeichnet wurde. Die ungefähr 35-Jährige, von Landsfrau und Schauspielerin Verena Altenberger mit sehr persönlichen Worten geehrt und charakterisiert, schaffte das Kunststück, eine souveräne Performance voller Lakonie auf die Bühne zu stellen, obwohl sie doch nach ihren eigenen Worten mit Kabarett und Comedy nie etwas zu tun haben wollte. Trockene, treffende Worte über Hass und Selbsthass der Wiener und die Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Heimat und Bayern.
Bayern, genauer gesagt Oberbayern – die verbindende Gemeinsamkeit jedenfalls von Ehrenpreisträger Georg Ringsgwandl und seiner Laudatorin Gisela Schneeberger. Sympathie und Strenge, für die Schauspielerin kein Widerspruch in ihrer wunderbaren Rede auf den „Mauerblümerich“, der früh „ältere Damen mit dem Zitherspiel becirct“ habe und später „in immer verzweifelteren Verkleidungen“ aufgetreten sei, manchmal sogar ohne Unterhose drunter. Jedoch: „Nichts hat geholfen.“ So schlimm war‘s dann doch nicht, Ringsgwandl, der Kardiologe mit der Leidenschaft für die Kleinkunst, wurde bekanntlich ein ganz Großer.
Verschmitzt sein Dank dafür, ihn „als Amateur“ ausgezeichnet zu haben, das sei ja „wirklich rührend“. Und dann, zum guten Schluss, ein leises Lied zur Zither über sich als „Der Konsumverweigerer“. So einfach, so schön. Kabarett wirkt eben doch. RUDOLF OGIERMANN
Sendehinweis
Das BR-Fernsehen zeigt eine Aufzeichnung der Veranstaltung am Donnerstag ab 21 Uhr.