KONZERTKRITIK

Die Könige der Ohrwürmer

von Redaktion

US-Popband OneRepublic erobert die Münchner Olympiahalle

OneRepublic-Sänger Ryan Tedder (re.) schreibt auch Songs für Taylor Swift, Adele, Ed Sheeran und Co. © Martin Hangen

Was haben Taylor Swift, Adele, Beyoncé und Ed Sheeran gemeinsam? Sie alle vertrauen beim Liedschreiben auf OneRepublic-Sänger Ryan Tedder. In den letzten Jahren hat sich dieser zu einem der gefragtesten Songwriter der Welt entwickelt, weshalb ihn das Musikmagazin Rolling Stone schon als „heimlichen König des Pop“ bezeichnete. Eingängige Songs sind sein Markenzeichen, was sich auch beim Konzert seiner Band in der ausverkauften Olympiahalle zeigt. Immer wieder stellt sich der Aha-Effekt im Publikum ein: „Ach, der Song ist ja auch von OneRepublic!“

Die Vorfreude ist schon vor Konzertbeginn enorm, sodass eine La-Ola-Welle nach der anderen durch die Halle schwappt. Als die Band dann mit „Feel again“ die Bühne entert, bricht die Anspannung und entlädt sich im lauten Kreischen der Fans. Sänger Tedder trägt Baseball-Cap, eine lässige gelbe Jacke und weiße Sneaker und ist von Anfang an der Sympathieträger des Abends. Er dominiert mit seiner Stimme mühelos sämtliche Tonlagen und schraubt sein Organ immer wieder in erstaunliche Höhen. Der Sound ist ausgezeichnet abgemischt, jedes Instrument der siebenköpfigen Band ergänzt sich perfekt. Nachdem die Fans auf den Sitzplätzen zunächst noch verhalten mitwippen, steht spätestens bei „Secrets“ fast die komplette Halle.

Die US-Stars begnügen sich an diesem Abend mit einem großen, runden Bildschirm in der Mitte als Bühnenbild. Während „Apologize“, dem Konzert-Höhepunkt für viele, prangt darauf ein beeindruckender roter Mond. Ryan Tedder sitzt am Klavier und leitet still und leise die Hit-Single ein, deren weltweiter Erfolg ihm anfangs Angst bereitete, wie er später zugibt. Die Erwartungshaltung sei bombastisch gewesen, denn dieser Song sei für ihn untypisch für OneRepublic. Die zweite Single „Stop and Stare“ des Debüt-Albums „Dreaming Out Loud“ habe sich mehr nach dem eigentlichen Sound der Band angehört. „Ein Glück, dass ihr diesen Song auch gemocht habt“, grinst er.

Das Ohrwurm-Arsenal der Band ist derart umfangreich, dass in der zweistündigen Setlist gar nicht genug Platz für alle Hits ist. Später geht die Band auf Tuchfühlung mit den Fans und wechselt auf eine kleine Bühne mitten im Publikum. Nach Akustik-Versionen von „Life in Color“ und „Something I Need“, covert Ryan Tedder zunächst den Refrain von „Bleeding Love“ von Leona Lewis, ehe er Beyoncés “Halo“ anstimmt. Der kreative Tausendsassa hatte bei beiden Songs im Schreibprozess seine Finger im Spiel.

Dass OneRepublic nicht nur eine belanglose Pop-Band aus dem Radio sind, sondern für viele Fans ein Lebenselixier darstellen, zeigt ein Einspielfilm zum Song „I lived“. Emotional beschreiben darin dutzende Menschen aus der ganzen Welt, wie sie die Musik der Band durch schwere Zeiten trägt. Ein Gänsehautmoment, der die Halle spontan zu lautem Applaus animiert.

Zum großen Finale „If I lose myself“ werfen OneRepublic die Konfettikanonen an. Selig lächelnd präsentiert die Band im Anschluss eine riesige bayerische Landesfahne, während aus den Boxen „Wonderwall“ von Oasis dröhnt. Ryan schnappt sich noch einmal das Mikro und singt mit den schunkelnden Fans einige Zeilen mit. „Wir kommen wieder!“, verspricht er zum Abschied.MICHAEL HELLSTERN

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