Unangenehmer Schlussmoment einer ansonsten gelungenen Bambi-Gala: Thomas Gottschalk hielt eine krude Rede für Cher, die als Legende ausgezeichnet wurde. © Michael Tinnefeld/api
Er hat es selbst gemerkt. Dass etwas nicht stimmte, dass sein Auftritt auf der großen Bühne nicht gut war und für viel Gesprächsstoff sorgen würde. Thomas Gottschalk ist blass, er sieht müde aus und will heim, als unsere Zeitung ihn kurz stoppt und fragt, wie er den Abend erlebt habe. „Ich war etwas verwirrt“, sagt der 75-Jährige, „das gebe ich zu.“ Was war los? „Als dieses Ding von der Decke kam, da dachte ich, das wäre Cher.“ Sie war es aber nicht. Eine Schauspielerin, die die Sängerin in einem Musical darstellt, schwebte von oben herab, als Intro für Chers Auftritt. „Das hat mich verwirrt“, so Gottschalk. „Deswegen habe ich was ganz anderes gesagt, als ich eigentlich sagen wollte. Und hab dummes Zeug erzählt, was ich auch nicht wollte.“ Sagt’sund geht weiter. Raus aus der Halle. Noch bevor die After-Show-Party begonnen hat.
Es war ein denkwürdiger Moment, den das Publikum im Saal und die Zuschauerinnen und Zuschauer daheim vor den Bildschirmen bei der diesjährigen Bambi-Gala erlebten und über den auch am Tag danach noch alle reden. Cher war aus Amerika angereist, um den Preis als „Legende“ entgegenzunehmen. Hannes Jaenicke hielt eine sehr würdige Laudatio auf die Ikone, die sich schon auf dem roten Teppich lässig und entspannt gegeben hatte und ehrliche Freude zum Ausdruck brachte über diesen Preis. Das Drehbuch des Abends hatte vorgesehen, dass Thomas Gottschalk als Überraschungsgast dann das goldene Rehkitz überreichen sollte. Cher war mehrere Mal bei ihm in „Wetten, dass..?“ zu Gast, man kennt und schätzt einander. Eine hübsche Idee also.
Doch schon, als Gottschalk die Bühne betrat, wirkte er fahrig, unkonzentriert, ja verwirrt. Er stellte sich so ungünstig vor Cher, dass die Kameras die Preisträgerin nicht mehr einfangen konnten. Thommy faselte, man kann es nicht anders sagen, Sätze ohne Sinn und Verstand („Cher, Cher, nichts ist so schwer wie Cher“) und blickte leer in den Saal, wo die Menschen kaum glauben konnten, was sie da sahen. Vereinzelt gab es Buhrufe, als Thommy meinte, Cher sei „die einzige Frau, die ich in meinem Leben ernst genommen habe“. Gottschalks Frau Karina saß im Saal. Der gemeinsame Auftritt von Cher und Thomas Gottschalk sollte der Höhepunkt des Abends werden, am Ende waren wirklich alle peinlich berührt, manche auch traurig („Er war der Held meiner Kindheit“), viele fassungslos („Warum hat man ihn auf die Bühne gelassen?“), mindestens mal verstört. Gerüchte über Krankheiten schießen in solchen Situationen unweigerlich ins Kraut, Spekulationen verbieten sich allerdings, auch an dieser Stelle.
Bis zu diesem irritierenden Schlussmoment hatte die Bambi-Gala in der Bavaria Filmstadt alles, was ein solcher Abend braucht. Eine charmante Gastgeberin: Michelle Hunziker; eine Inszenierung, die gut die Balance zwischen Emotionalität und Ernsthaftigkeit hielt; und vor allem würdige Preisträger. Erwähnt seien hier Zehnkämpfer Leo Neugebauer, der in seiner Dankesrede „alle kleinen Leos“ ermutigte, Sport zu treiben und Spaß dabei zu haben, die wunderbare Hazel Brugger, die den Männern dankte, die ihr zu Beginn ihrer Karriere gesagt hätten, dass sie so gar nicht lustig sei. Und Roland Kaiser, der für sein Lebenswerk geehrt wurde und mit seinem Lied den Zuschauern die eine oder andere Träne in die Augen trieb.
Bleibt die Frage, wie es mit Thomas Gottschalk weitergeht. Für den 6. Dezember hat er seinen großen Abschied von der Samstagsunterhaltung geplant. Da wird er ein letztes Mal mit seinen beiden Kollegen Günther Jauch und Barbara Schöneberger für die RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ vor der Kamera stehen. Ein Sendungstitel, der seit Donnerstagabend noch mal eine ganz neue Note bekommen hat.STEFANIE THYSSEN MARIA ZSOLNAY, KJK